Corona-Krise: Wie geht es der Störtebeker Braumanufaktur?

Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Elisa Raus von der Störtebeker Braumanufaktur aus Stralsund.

Hallo Elisa, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Euer Tagesgeschäft aus?

Auch uns hat die Corona-Krise fest im Griff und schränkt uns in unserem Tagesgeschäft ein. Selbstverständlich haben wir die bereits sehr hohen hygienischen Anforderungen weiter verschärft. Wir sind froh, dass unsere Bemühungen dafür sorgen, dass wir unsere Produktion weiter am Laufen halten können. Die Kollegen im Sudhaus, in der Abfüllung und der Logistik arbeiten weiter wie gehabt, sodass wir hoffentlich in keinen Engpass geraten werden. Einschränkungen gibt es hingegen in anderen Bereichen wie der Gastronomie und dem Veranstaltungsbereich: Unser Braugasthaus hat seit Mitte März geschlossen. Es finden bis auf Weiteres keine Brauereiführungen, Verkostungen oder sonstigen Veranstaltungen statt. Auch unser Außendienst arbeitet anders. Statt Kundenbesuch vor Ort halten die Kollegen derzeit per Telefon Kontakt zu Handels- und Gastronomiekunden.

Doch nicht nur das Schließen unserer eigenen Gastronomie in Stralsund wirkt sich auf unseren Alltag aus. Mecklenburg-Vorpommern ist die Tourismusregion Deutschlands, die Insel Rügen und deren Umland zählt zu den beliebtesten Destinationen des Landes. Uns allen steht eine schwierige Saison bevor. Doch durch unsere gute deutschlandweite Positionierung als Spezialitätenbrauerei konnten wir in den letzten Jahren viele treue Fans im ganzen Land gewinnen, die jetzt bei ihrer Lieblingssorte bleiben und uns damit unterstützen. Die Absatzzahlen aus den letzten Wochen bestätigen das und geben uns Hoffnung.

Welche Probleme entstehen durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants?

Jedem einzelnen von uns fehlt es derzeit an Geselligkeit. Durch die Kontaktsperre und der Schließung von Gastronomien gibt es so gut wie keine Orte und Möglichkeiten, an denen man zusammenkommen kann. Uns selbst fehlen durch die Schließung unseres Braugasthauses in Stralsund sowie unserer Gastronomie in der Elbphilharmonie natürlich sehr wichtige Kundenkontaktpunkte, also Orte, an denen wir mit Bierliebhabern und Fans in die Welt der Störtebeker Brauspezialitäten eintauchen können. Dazu kommt der wirtschaftliche Verlust durch die Schließungen und die Absage jeglicher Veranstaltungen. Offen ist auch, wie viele Gastronomiekunden die Krise überstehen werden, da noch nicht in Sicht ist, wann diese wieder öffnen dürfen.

Jede Krise hat Sieger und Verlierer. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?

Wir (müssen) lernen, schnell und flexibel auf unerwartete Situationen zu reagieren. Es war spannend zu beobachten, wie schnell der erste Schockzustand bei einigen vorbei war und beispielsweise neue, kreative Formate wie Online-Tastings und virtuelle Stammtische entstanden sind. Das ist genau der richtige Ansatz und ein guter Indikator dafür, wer die Krise meistern wird.

Welche Tipps könnt ihr Kollegen geben?

Jeder Betroffene versucht natürlich, so gut wie möglich die Krise zu meistern und am Ende mit einem blauen Auge herauszukommen. Ob man wirklich sinnvolle Tipps geben kann ist fraglich, schließlich stecken wir noch mittendrin. Was uns aktuell hilft bzw. für erste positive Resonanzen sorgt, ist flexibel zu bleiben und neue Dinge auszuprobieren. Ein Beispiel ist unsere Online-Verkostung inklusive der Produkteinführung unseres neuen Mittsommer-Wit. Das Event hat unsere Erwartungen an Zuschauern und positivem Feedback mehr als übertroffen. Das Wichtigste wird generell sein, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Je länger der Schockzustand anhält, desto schlimmer sind die Auswirkungen.

Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?

Durch die Corona-Krise gerät der Craft-Biermarkt stärker unter Druck. Der Handel, aber auch die Konsumenten fokussieren sich auf die wesentlichen Dinge, es bleibt weniger Raum für kreative oder besondere Ideen. Craft-Biere zählen noch immer zu den eher langsam drehenden Produkten im Handel und stehen dadurch noch mehr auf der Abschussliste. Dazu kommt, dass der Hauptabsatz von Craft- oder Spezialitätenbrauereien oftmals in der Gastronomie bzw. auf Craft-Bierfestivals oder Messen gemacht wird, weniger im Lebensmitteleinzelhandel. Hier bricht eine Menge weg. Hier heißt es, Durchhaltevermögen wahren, um in den Köpfen der Verbraucher zu bleiben. Es wird eine Zeit nach Corona geben – darauf müssen wir uns alle konzentrieren und versuchen, so gut es geht mit neuen Ideen und positiven Signalen am Ball zu bleiben.

Neuer World-Champion der Biersommeliers: „Ein richtig gutes Bier muss bei mir echte Wow-Effekte auslösen“

Die 70 besten internationalen Biersommeliers kämpften gestern in München um den Weltmeistertitel. Nur einer überzeugte durch Bierwissen und Präsentationstalent: Der 32-jährige Stephan Hilbrandt, ein Informatiker aus Bonn. Ein Exklusiv-Gespräch mit dem frisch gekürten Weltmeister. Weiterlesen „Neuer World-Champion der Biersommeliers: „Ein richtig gutes Bier muss bei mir echte Wow-Effekte auslösen““

Israel Boutique Beer: Mit Oliver Wesseloh im Heiligen Land

Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn man mit dem Weltmeister der Biersommeliers eine Craft-Bier-Tour durch Israel macht. Wenn der Champion auch noch Oliver Wesseloh heißt, kommt zu hohem Genuss auch noch eine Menge Spaß.

Der Spaß im heiligen Land scheint mittlerweile vorbei zu sein, nachdem nicht nur der Flughafen von Tel Aviv, auf dem wir landeten und abflogen, sondern auch Tel Aviv und Jerusalem unter Beschuss von palästinensischen Raketen liegen. All dies Gerangel um Land und Macht scheint die israelischen Brauer nicht von ihren Zielen abzubringen. Im heiligen Land entsteht derzeit ein spannender Craft-Bier-Markt – und das, obwohl die Einheimischen kaum Alkohol trinken, und die Produktion wahnsinnig teuer ist: Für ein Liter Bier müssen die Brauer umgerechnet einen Euro Steuern blechen. Israelische Brauer sind also besonders ehrgeizig. Inzwischen gibt es rund 20 Mikrobrauereien, die oft die deutsche Biernation als Vorbild sehen.

Ich möchte euch heute die spannendsten Stationen des Bier-Tripps vorstellen. Zusammen mit Oliver Wesseloh, und einem handverlesenen Kreis von Journalisten habe ich Kibbuze im hohen Norden besucht, wilde Brauertypen aus den Golan-Höhen kennen gelernt, einen Bierbasar auf dem Carmel-Markt besucht, war im Kultrestaurant „Uri Buri“ zu einem ungewöhnlichen Dinner eingeladen und habe bei über 30 Grad und trockener Zunge an der Klagemauer ausgeharrt. Henriette Pansold vom israelischen Verkehrsbüro in Berlin hatte ein starkes Programm erarbeitet und obwohl keine Craft-Bier-Expertin nach eigenen Worten in diesen Tagen mehr Bier genossen als je zuvor. Da es absolut den Rahmen sprengen würde, alle Israel-Ales, alle Brauereien, alle Typen und alle geilen Bier-Bars, die wir in einer Woche entdeckt haben, hier vorzustellen, möchte ich Euch meine Impressionen über eine Bildershow vermitteln: Die besten Brauer, Biere, Kneipen sowie die schönsten Impressionen:

 Die besten Brauer:

 

 

 Die besten Biere:

Die besten Kneipen:

Die besten Impressionen:

Uri Buri
Uri Buri

Tel Aviv
Tel Aviv

Carmel Market
Carmel Market

Mein Craft-Bier des Monats: „Shipas“ – das tropische Fruchtfeuerwerk

Craft-Bier des Monats: Shipas
Craft-Bier des Monats: Shipas

Im April habe ich ein paar wirklich erstklassige Biere getrunken. Umso schwerer fiel es mir diesmal, mein Craft-Bier des Monats auszuwählen. Aber nach der Qual der Wahl musste ich mich schließlich entscheiden. Zum Craft-Bier des Monats April küre ich das „Shipas“ von den Hamburger Brauern der Kreativbrauerei Kehrwieder. Die Gypsies Oliver Wesseloh und Friedrich Matthies brauten das Single Hop IPA mit Simcoe Hopfen im dänischen Fanø Bryghus – und machten daraus einen ganz besonderen Göttertrunk.

 

Wichtige Fakten zum Bier:

  • Bierstil: India Pale Ale
  • Brauerei: Kreativbrauerei Kehrwieder im Fanø Bryghus, Dänemark
  • Alkoholgehalt: 7,5 Prozent
  • Stammwürze: 16,8 Prozent
  • Farbe: bernstein
  • Schaum: Feinporig, instabil
  • Bittere: 65 IBU
  • Hopfen: Simcoe
  • Malz: Wiener Malz
  • Hefe: Ale-Hefe

Das optisch attraktive „Shipas“ knallt mir intensive Fruchtnoten von Maracuja, Ananas und Pfirsich in die Nase, die von feinem Karamell und einem leicht würzigen Touch begleitet werden. Aber wie entwickelt sich der Simcoe Hopfen, der zu meinen Lieblingssorten zählt, im Geschmack?  Wie vermutet – im Antrunk schleicht sich eine feine, malzige Süße über die Lippen, dann bricht der Simcoe-Vulkan aus: Grapefruit, Pfirsich, Maracuja und Litschi umschmeicheln vollmundig Zunge und Gaumen. Durch das lebhafte Prickeln der Kohlensäure bleibt das IPA bis zum letzten Schluck erfrischend und süffig. Im Abgang charakterisiert sich das Bier noch durch eine florale Note, gepaart mit einer kräftigen und genussvollen Bittere. Das Fruchtbukett bleibt noch lange im Mund zurück. Wahnsinn! Hätte ich eine zweite Flasche im Kühlschrank gehabt, hätte ich diese gerne noch niedergemacht.