Barrique Brewing & Blending: Saure Highlights aus Nashville

Kaum ein Land ist so bekannt für seine Brauereidichte und der damit verbundenen Biervielfalt wie die USA. Keine Frage also, dass ich im Mai auf meiner Tour durch Tennessee und North Carolina in Dutzende Craft-Stätten und Taprooms eingekehrt bin. Zu den Highlights gehörte für mich etwa „Barrique Brewing & Blending“ in Nashville. Am Ostufer des Cumberland Rivers im Stadtteil East Bank gelegen, zeigt sich die Location in coolem Look, bestückt mit etlichen Holzfässern. Gründer Joel Stickrod spezialisierte sich mit seinem Team auf Fassreifung, insbesondere mit Wild- und Sauerbieren. Schon vor Ort war ich begeistert von den Suden und habe mir auch ein paar mit nach Hause genommen.

Gestern habe ich mit meiner Familie dann mal das „Barrique Wet Hop Strata“ aufgemacht. Dabei handelt es sich um ein Blonde Sour mit sechs Prozent Alkohol. Im Glas zeigt es sich in einem attraktivem Honiggold mit einem beigefarbenen, feinporigen Schaum, der sich aber relativ schnell auflöst. Schon in der Nase zeigt sich das Sauerbier spannend und komplex. Das Bukett betört durch animalische Anklänge von Brettanomyces und fruchtige Noten von Stachelbeere, Erdbeere, Zitrus und Maracuja. Auf der Zunge breitet sich eine deutliche, aber runde Säure aus, während sich auch im Geschmack neben den Brettnoten vielfältige fruchtige Aromen sowie ein Hauch Vanille, holzige Anklänge und ein Touch Cannabis vom Strata-Hopfen präsentieren. Im Finish ist das Blonde Sour unerwartet beerig und knochentrocken.

Fazit: Wow, was für ein komplexes und absolut stimmiges Bier. Eine spannende Mischung aus harmonischer Säure, Reifungs- und Holznoten sowie dem eingesetzten Hopfen. Bin schon auf die zweite Flasche gespannt, die noch im Kühlschrank wartet. Dabei geht es auch um ein Sour Ale, das mit frischem Amarillo sowie Koriander und Orange gebraut ist.

Craftbier des Monats: FrauGruber „Voodoo Priest“ – Schmeichelndes Schwergewicht

Zu meinem Buch-Release im März schenkte mir Enzo Frauenschuh von FrauGruber aus dem bayerischen Gundelfingen zwei ganz besondere, fassgereifte Biere. Eines davon war das „Voodoo Priest“, dass ich am Pfingstwochenende mit meiner Familie aufmachte. Dabei handelt es sich um ein Imperial Stout, das 17 Monate in Cherry Brandy-Fässern schlummerte. Das Schwergewicht legt 13,8 Umdrehungen vor.

Beim Einschenken fließt das Imperial Stout nachtschwarz und fast schon ölig ins Glas. Getoppt ist die dunkle Priester-Schönheit von einem mokkafarbigen, feinporigen und stabilen Schaum. Der Duft präsentiert eine Wundertüte an Aromen. In die Nase strömen Noten von Schokolade, Amarena-Kirsche, Vanille, Dörrpflaume, Zimt und Toffee. Auf der Zunge breitet sich ein cremig-weiches Mundgefühl mit einer sanften Süße aus, während sich schmeichelnde Aromen von Schokolade, Portwein, Cherry Brandy, Karamell, Toffee, Kirsche, Dörrpflaume und Vanille ausbreiten. Hinzu kommt ein dezenter Holzton. Im Finish bleiben die Aromen mit einer zurückhaltenden Herbe noch lange zurück.

Fazit: Wow, was für ein Bier! Das kräftige Imperial Stout zeigt sich komplex mit einem absolut harmonischen Aromaspiel. Und: Trotz des hohen Alkoholgehalts, erschlägt das Bier einen nicht. Der perfekte Digestif zum Teilen. Freue mich schon auf die andere Spezialität.

Wer mehr über FrauGruber, deren Philosophie und Biere wissen möchte, kann gern mal in „Bier Unser“ reinschauen.

Berlin Barrel Summit: Fassgereifte Spezialitäten aus der Hauptstadt

Oliver Lemke ist mit seiner gleichnamigen Brauerei bekannt für Innovationen und auch für seine fassgereiften Biere. So entwickelte er mit seinem Team den ersten „Berlin Barrel Summit“, bei dem sich alles rund ums Thema Barrel Aging drehte. Inspiriert wurde er von Firestone Walker Brewing aus Paso Robles in Kalifornien, die jedes Jahr ein Bierfest namens „From the Barrel“ veranstalten. Lemke war 2014 dort und überrascht von der Vielfalt und Beliebtheit der fassgereiften Biere. Das „Parabola“ von Firestone Walker bezeichnet er als seinen Augenöffner. „Barrel Aging ist eine echt herausfordernde Sache“, sagt Lemke“, „jedes Fass ist anders und das macht es so interessant“.

Um diese Besonderheit auch in Deutschland zu zeigen, fand vergangenen Freitag der „Barrel Summit“ in der Lemke Biermeisterei in der Hauptstadt statt. Dass die insgesamt 200 angebotenen Tickets bereits vor dem Jahreswechsel ausverkauft waren, beweist das Interesse am Thema. Doch bevor es ans Verkosten und ans BBQ-Buffet ging, standen renommierte Redner auf der Bühne, die Vorträge rund um die Fassreifung hielten. Dabei ging es aber nicht nur ums Bier. Mit dabei der kulinarische Journalist Peter Eichhorn, Bier- und Edelbrandsommelier Markus Raupach sowie Dirk Becker von Spirit of Rum, Bastian Heuser von Stork Whiskey und Lisa Richter von der Berliner Kaffeerösterei, die einen Versuch mit Kaffeebohnen in Fässern präsentierte.

Highlights des Abends waren wohl die fassgereiften Spezialitäten aus dem Hause Lemke. Darunter etwa Imperial Stout oder Barley Wine aus Rye Whiskey-Fässern sowie Berliner Weiße, die auf Holz reift oder aber das Barley Wine Barrel, aus dem der Braumeister mit der Glas-Pipette „zapfte“. Spannend waren auch die drei Sude, die am Stand von Dirk Becker angeboten wurden. Er ist Inhaber des Rum-Ladens „Spirit of Rum“. Becker holte sich die Biere von Lemke und wagte eigene Versuche mit verschiedenen Fässern. So etwa ein Imperial IPA, gereift im Fiji-Rumfass, das Noten von tropischen Früchten, Kokosnuss und Vanille vorlegt. Hinzu kam eine Waldmeister Weiße, die im Cudjoe-Rumfass aus Ghana schlummerte, der im Jamaican Cask gefinished wurde und ein sehr komplexes Aromaspiel präsentierte. Zu guter Letzt legte er die Berliner Weiße „Luise“ in „Gardel 1983 Rum Casks“. Das Ergebnis zeigt sanft rauchige Aromen.

Fazit: Ein echt tolles Event, das die Vielfalt, Komplexität und unbegrenzte Möglichkeiten von fassgereiften Spezialitäten zeigte. Der „Barrel Summit“ birgt viel Potential, um ihn im kommenden Jahr vielleicht sogar mit ein paar weiteren Brauereien zu erweitern. Ich freu mich jedenfalls jetzt schon drauf.

Hoppebräu: Fassgereifte Spezialität aus dem Alpenvorland

Einmal im Jahr legt Markus Hoppe von Hoppebräu aus dem bayerischen Waakirchen ein ganz besonderes Imperial Stout auf. Dieses reift jede Saison in einem anderen vorbelegten Fass der Whiskey-Brennerei Slyrs. Jetzt ist die neue Version rausgekommen. Sie reifte drei Monate im Tank, vier Monate in Rye Bourbon Whiskey-Fässern und dann nochmal rund sechs Wochen im Kessel, bis sie in die schicken Flaschen gefüllt wurde.

Schon beim Einschenken fließt das 11,2-prozentiges Imperial Stout in einer cremigen Textur und in nachtschwarzer Farbe ins Glas. Die appetitliche Optik ist getoppt von einem feinporigen, kakaobraunen Schaum. In die Nase strömen malzige Töne mit Aromen von Schokolade, Nougat, Dörrfrüchten, Vanille und Holz. Auf der Zunge entfaltet sich das Bier vollmundig und cremig bei moderater Kohlensäure sowie einer schmeichelnden Süße. Im Geschmack zeigen sich Noten von Kakao, Kaffee, Vanille, Dörrpflaume, Rosinen und Holz. Im Hintergrund versteckt sich ein sanfter rauchiger Touch. Das wärmende Finish gestaltet sich aromatisch und lang bei einer gewissen Herbe.

Fazit: Das Imperial Stout von Markus Hoppe ist wieder ein echtes Highlight geworden. Eine schöne Komplexität zeigt sich bei einer dichten Struktur und spannenden Aromen. Zum Glück habe ich mir mehrere Flaschen besorgt und bin echt gespannt, wie sich diese Spezialität von 2022 mit der Zeit noch entwickelt.

Firestone Walker: Ganz großes Kino mit amerikanischem Jahrgangsbier

Es war mal wieder Zeit für eine Inventur in meinem Bierkühlschrank. Alles raus, geordnet, eingelagert und anschließend auch eine ganz besondere Spezialität genossen. In den hinteren Rängen fand ich das „22. Anniversary Ale“ von Firestone Walker von 2018. Jedes Jahr präsentieren die Kalifornier ein besonderes Jahrgangsbier, wofür sie ein paar Winzer einladen, die sie beim Blending unterstützen.

Diese Vintage-Cuvée besteht aus mehreren verschiedenen, fassgereiften Ales. Darunter etwa zwei Barley Wines, die in Rum- und Gin-Fässern schlummerten, ein Central Coastal Quad sowie ein Imperial Stout und ein Imperial Brown Ale aus Bourbon-Fässern – die Reifezeit bei den jeweiligen Barrels ist ebenso unterschiedlich wie die ausgewählten Sorten.

Aber jetzt zum Bier: In einem attraktiven, rotbraunen Farbton fließt das 12,7-prozentige Cuvée ins Glas. Ein nussbrauner, feinporiger und stabiler Schaum liegt oben auf. In die Nase strömen Noten von Dörrobst wie Bergpflaume und Rosine. Hinzu kommen Aromen von Nougat, Holz, Vanille, Zuckerrüben und Umami. Auf der Zunge breitet sich das Starkbier cremig-weich und süßlich aus, bis sich schmeichelnde Töne von Waldhonig, Schokolade, Holz, Rum-Topf, dunklen Beerenfrüchten, Karamell und Toffee entfalten. Im Finish bleiben die Aromen noch lange, lange zurück.

Fazit: Wow, einfach nur wow. Dieser Sud ist ganz großes Kino, unfassbar rund und harmonisch. Ich habe in meinem mittlerweile mehr als zehnjährigen Craftbier-Leben wohl inzwischen ein paar tausend Biere degustiert, aber dieser Trunk von Firestone Walker gehört ganz sicher zu den besten in diesem Jahr. Das Aromaspiel zeigt sich total komplex, sodass sich bei jedem Riechen und Schmecken eine weitere Note entpuppt. Selbst der kräftige Alkoholgehalt ist so gut eingebunden, dass man ihn erst gar nicht bemerkt. Ein wirklich faszinierendes Bier, das ich gern mit meinen Liebsten geteilt habe. Im Kühlschrank wartet jetzt noch die Version aus 2019, die ich aber erst im Winter aufmache.

Einbecker Spezialböcke mit hohem Genusspotential

[Sponsored Post / Werbung]

Bockbier zählt hierzulande nicht nur zu den traditionellsten Bierstilen, sondern inzwischen auch zu den beliebtesten. Allerdings wird dieser Sud international ganz unterschiedlich interpretiert: Egal ob hell, dunkel oder bernsteinfarben, mit verschiedenen Aromahopfensorten, fassgereift oder mit ganz unterschiedlichen Alkoholprozenten, die manchmal auch jenseits von zwölf Prozent liegen. Doch auch wenn sich das Spielfeld der Bockbiere infolge ihrer Beliebtheit enorm ausgeweitet hat, besteht bei vielen Bier-Genießern immer noch der Irrglaube, dass die Bayern diesen Bierstil erfunden hätten. Das ist falsch: Die Geburtsstätte des Bockbiers liegt im niedersächsischen Einbeck.

Mit 742 amtlich registrierten Brauherren war die alte Hansestadt einst Deutschlands Biermetropole schlechthin. Hier wurde schon im 11. Jahrhundert mit feinen Gerstensäften gehandelt, die damals allerdings noch „Ainpöckisch Bier“ hießen und als langhaltbares Lebensmittel galten. Die älteste noch vorhandene Rechnung für „zwei Tonnen Einbecker Bier“ ist auf den 28. April 1378 datiert. Dieses Jahr gilt auch als Gründungsdatum des Einbecker Brauhauses, in dessen heiligen Hallen das Bockbier erfunden wurde. Damals war das norddeutsche Bier vor allem bei bayerischen Fürsten und Herzögen besonders beliebt. Angeblich bestellte der bayerische Hof den edlen Gerstensaft schon im Jahre 1550. Der Import per „Biertreck“ wurde aber irgendwann zu teuer, so dass die Bayern einfach einen Braumeister aus Einbeck abwarben, der den Trunk in München „nach ainpöckischer Brauart”, so die damalige Bezeichnung, produzierte. Aus dem bayerischen Dialekt soll sich mit der Zeit der Begriff „Bock“ entwickelt haben.

Das Original stammt aber immer noch aus Einbeck. Mit den Jahren entwickelte sich die Brauerei weiter und legt neben den klassischen Böcken auch saisonale Spezialitäten vor. Aktuell gibt es neue Besonderheiten: Gerade erst kam wieder der 7,5-prozentige Doppelbock namens „Winter-Bock“ in Ur-Form auf den Markt und davon gleich eine gereifte sowie eine fassgelagerte Version. Die Ursprungsform des Saison-Bocks präsentiert sich in einem strahlenden und klaren Bernsteinton. Ein cremefarbener, fein- bis mittelporiger und fast schon sahniger Schaum liegt oben auf. In die Nase strömen verführerische Noten von Karamell, Dörrpflaume, Toffee, Waldhonig und ein Anklang von gebrannten Mandeln. Auf der Zunge zeigt sich der „Winter-Bock“ vollmundig mit einer harmonisch eingebunden Kohlensäure. Der Geschmack kennzeichnet sich durch ein Aromaspiel aus Karamell, Dörrfrüchten und gebrannten Mandeln neben einer sanften Röstigkeit sowie einem angenehm herben, trockenen und malzaromatischem Finish.

Etwas anders in der Aromatik und im Erscheinungsbild zeigt sich die Winter-Bock-Version vom Jahrgang 2021, wovon eine limitiere Menge zur nachträglichen Veredelung noch mehrere Monate im Tennessee-Whiskeyfass schlummerte. Der Whiskey-Winter-Bock leuchtet appetitlich kupferfarben, getoppt von einem cremefarbenen, feinporigen Schaum. Im Duft dringen hier typische Whiskey-Fassnoten von Kokosnuss, sanfter Vanille sowie etwas Holziges durch. Hinzu gesellen sich malzige und florale Töne. Das Mundgefühl gestaltet sich cremig-weich mit einer zarten Karbonisierung. Auch im Geschmack sind deutlich Holz- und Kokos-Aromen zu finden, die sich mit Noten von Karamell und einer leichten Säure vereinen, die entfernt an Balsamico erinnert. Auch bei der fassgereiften Version verabschiedet sich das Bier angenehm trocken, aromatisch und mit einer gewissen Herbe.

Als echtes Highlight aus dem Hause Einbecker gilt der „Aged Bock“ aus dem Jahrgang 2015. Heißt: Einen Teil der Charge des „normalen“ Winter-Bocks reifte das Brau-Team für mehr als sechs Jahre im dunklen, mittelalterlichen Gewölbekellers des historischen Rathauses am Marktplatz – bei konstant kühler Temperatur. So zeigt sich der flaschengereifte Jahrgangsbock in einem attraktiven, opalenen Mahagoni-Ton im Glas, ein mittelporiger, stabiler Schaum thront obendrauf. In die Nase strömen angenehme Alterungsnoten von Holz, Mandel, Amarena-Kirsche und einem Anklang von süßlichem Sherry. Auf der Zunge breitet sich eine sanfte Kohlensäure aus, bis schmeichelnde Aromen von Holz, Malz, Waldhonig und Amarena-Kirsche durchdringen. Im Finish bleibt ein angenehmer Touch von Brotkruste mit einer harmonischen Herbe noch lange zurück.

Mit der jahrelang gereiften und der fassgelagerten Version des Winter-Bocks beweist das Brau-Team des Einbecker Brauhauses, dass es zugleich ihre Tradition bewahrt, aber mit ganz besonderen Spezialitäten dennoch offen ist für neue Wege. Ich bin wirklich gespannt, mit welchen Genussüberraschungen in den nächsten Jahren noch zu rechnen ist.

Schneider Weisse: Kellergereifte Cuvée aus dem Holzfass

Dass es sich wirklich lohnen kann, ein Bier mal ein paar Jahre im Keller reifen zu lassen, beweist das „Cuvée Barrique Tap X 2017“ von Schneider Weisse aus dem niederbayerischen Kelheim. Braumeister Peter Drexler verschnitt diesen Weizendoppelbock einst mit „Mein Aventinus“ und „Aventinus Eisbock“. Der Mixed-Sud reifte daraufhin zur perfekten Vollendung mehrere Monate in Eichenfässern.

Nach nun knapp vier Jahren zusätzlicher Lagerung im hauseigenen Bierkeller präsentiert sich das „Cuvée Barrique“ in einem rotbraunen Gewand und mit einem cremefarbenen, feinporigen sowie instabilen Schaum. Es duftet noch immer nach dem Fass. Ergebnis:  Noten von Vanille und Holz – und im Hintergrund strömt noch etwas Kokosnuss in die Nase. Dazu gesellen sich fruchtige Aromen von überreifer Banane, Rosinen und Dörrpflaume sowie ein gewisser Touch von Karamell, Schokolade, Leder und Lagerfeuer. Im Antrunk zeigt sich der gereifte Weizendoppelbock angenehm säuerlich-aromatisch mit einer feinen Rezenz. Der Körper präsentiert sich vollmundig. Die Säure ist harmonisch eingebunden, während sich eine sanfte Süße im Hintergrund bewegt. Im Geschmack spiegelt sich das Aromaspiel des Buketts. Das Finish gestaltet sich trocken und ein säuerlicher Eindruck bleibt noch lange zurück.

Fazit: Ich habe das Bier schon 2017 probiert, als es frisch auf den Markt kam. Schon damals war es ein hoher Genuss, aber Jahre zusätzliche Reifung haben mit den damit verbundenen Alterungsnoten aus dem Sud eine ganz besondere Aromawucht gemacht. Ich bin begeistert und freue mich auf noch weitere Biere, die in meinem Keller zur Reifung schlummern.

Brewdog Overworks: Vielfältige Aromawumme

Nach dem Grillen darf es gern auch mal ein Bier mit richtig Wumms sein. Neulich hatte ich als Digestif das „Brettanarchist Overlord No. 2“ von Brewdog Overworks. Dabei handelt es sich um ein Triple IPA, das mit Citra kaltgehopft und mit 100 Prozent Brettanomyces-Hefe vergoren wurde. Zudem lag der Sud noch ein Jahr in einem Rotweinfass. Ich muss gestehen, das zwölfprozentige Bier hat meine Erwartungen absolut übertroffen.

In einem orangegelben Farbton fließt das IPA ins Glas, ein beigefarbener Schaum liegt oben auf. Das Bukett betört vielfältig. Ein Duft aus getrockneten Aprikosen, Dörrpflaume, Waldhonig und Toffee macht Lust auf den ersten Schluck. Auf die Zunge legt sich vorerst eine gewisse Honigsüße, die sich mit getrockneten Aprikosen und Limonen paart. Das Mundgefühl ist angenehm vollmundig. Zarte Holztöne und eine leichte Würzigkeit ergänzen das Geschmacksbild. Im Finish zeigt sich eine dezente Bitterkeit und der wärmende Alkohol mit ordentlicher Power.

Fazit: Was für eine Aromawumme! „Brettanarchist Overlord No. 2“ ist der perfekte Absacker mit einem spannenden Geschmacksprofil. Die schottischen Brauhunde zeigen mit diesem Trunk mal wieder, dass sie nach wie vor zur Elite der europäischen Craft-Brauereien gehören. Absolute Probierempfehlung.

Omnipollo: Imperial Stout für echte Geeks

Die Macher der schwedischen Marke Omnipollo sind bekannt für ungewöhnliche und zum Teil auch extreme Sude, mit denen sie immer wieder polarisieren. Kürzlich probierte ich ihr Barrel Aged Imperial Stout „Aon Rum Mini Maple Cinammon Bites“ mit elf Prozent Alkohol und zusätzlichen Zutaten wie Rumrosinen, Vanille, Zimt, Ahornsirup und Pekannussaroma.

Optisch zeigt sich das im Rumfass gereifte Stout in einem tiefen Schwarz, getoppt von einem kakaobraunen Schaum. In die Nase strömen süßliche Aromen von Tonkabohne, Ahornsirup, Schokolade, Kakao, Karamell und eingelegten Rumrosinen. Im Antrunk zeigt sich das Bier ölig mit einer leichten Säure, bis es sich dann zu einer süßen Bombe mit Noten von Ahornsirup, Zimt und Vanille entwickelt. Dazu gesellen sich Anklänge von Rum-Pflaume, Pekannuss und Sauerkirsche. Im Finish bleiben die Aromen noch lange zurück.

Fazit: Ein Bier für echte Craft-Geeks, bei dem sich aber wohl die Geschmacksgeister scheiden. Für mich hat dieser Trunk ein wirklich interessantes Aromaspiel, das man unbedingt mal probieren sollte. Aber bei 11 Alkoholprozenten reicht ein Glas davon auch vollkommen aus.

Craft-Bier des Monats: Kräftiges Bombardement von der Brouwerij de Molen

Die niederländische Brouwerij de Molen zählte zu den besten Braustätten der Welt. Erst 2004 wurde sie im kleinen Provinzstädtchen Bodegrave gegründet, nur wenige Kilometer von Amsterdam entfernt. Einen Namen machte sich de Molen vor allem durch hammerharte, alkoholreiche Biere. In meinem Bierkeller fand ich neulich das einige Jahre gelagerte „Bommen & Granaten“ mit kräftigen 15,2 Umdrehungen. Wow, wirklich etwas für wahre Craft-Kenner!

Bevor dieser Barley Wine am 28. Januar 2013 in Flaschen gefüllt wurde, schlummerte er zur Vollendung noch einige Zeit in Bordeaux-Fässern. Das gibt dem Trunk einen dezent weinigen Charakter. Aber wie Schweröl fließt das Bier dann in einem sanften Braunton mit attraktivem Rotstich ins Glas. Schaum besitzt es bei dieser Struktur natürlich keinen. Dafür duftet „Bommen & Granaten“ verführerisch nach Karamell, Rosinen, Dörrpflaume und getrockneten Aprikosen. Auf der Zunge entfacht der Barley Wine wirklich aromatische Bomben und Granaten, wie der Name bereits in Übersetzung verrät. Schwer fließt das Bier schließlich über die Lippen, bis es sich süß-sauer mit Aromen von Waldhonig sowie getrockneter Pflaume, Beeren und Aprikose entfaltet. Eine zart röstige Note und ein langes, sanft herbes Finish komplementieren das Gesamtbild eines wahrhaft ungewöhnlichen Bieres.

Fazit: Fantastisch, dieser Barley Wine ist eine echte Geschmacksbombe mit großem Nachhall. Die vielschichtigen Aromen regen immer wieder zum nächsten Nippen an. Ich kann mir das Bier als kräftigen Begleiter zu einem Rinderbraten und zu würzigem sowie gereiften Käse vorstellen oder einfach als köstlichen Digestif. Bei diesen Aromen müssen sich selbst große Rotweine anstrengen.