Homebrewing: Blütezeit

Nach der hoffentlich bald abklingenden Corona-Epidemie mit ihren schmerzhaften Lockdowns, scheint es an der Zeit, eine kurze Inventur zur aktuellen Situation der Craftbier-Szene zu machen. Schließlich gibt es – nachdem viele Nachwuchsbrauer mit brutalen Absatzeinbrüchen zeitweilig am Abgrund balancierten – derzeit sehr erfreuliche Botschaften: Die meisten Kneipen, Bars und Pubs haben wieder geöffnet, die Zapfhähne glühen weitgehend und der Bierabsatz steigt in erfreuliche Dimensionen.

Vielleicht ist es eine Binse: Aber jede Krise birgt auch Chancen und Perspektiven. Während in den Covid-Lockdowns die komplette Gastronomie geschlossen war, begannen immer mehr Leute zuhause in Kellern, Gärten und Garagen ihr eigenes Bier zu brauen. Die außergewöhnliche Dynamik im Hobbybrauerbereich ließ vor allem die Betreiber von Homebrew-Shops immer neue Bestmarken bejubeln. Nie zuvor wurden so viele Brau-Sets, Kessel und Rohstoffe bestellt, wie in den vergangenen eineinhalb Jahren.  

Mit dieser Entwicklung nehmen auch die Online-Communities der Heimbrauer-Bewegung richtig Fahrt auf. Im Netz kursieren inzwischen Vereinigungen mit deutlich mehr als 10.000 Mitgliedern, die sich über Rezepte, Equipment und Brauvorgänge austauschen. Allein bei Facebook hat die Hobbybrauer-Gruppe während der Pandemie einen Zuwachs von 5000 Mitgliedern bekommen und kann sich aktuell über rund 13.000 Interessenten freuen.

Wer auf die Entstehungsgeschichte der Craftbier-Szene in den USA zurückblickt, der weiß, dass die Bewegung einst vor allem durch umtriebige Homebrewer entstanden ist, die zunächst in kleinen Kesseln ihre ersten Sude anrührten und später ihre eigenen Braustätten eröffneten. Die meisten von ihnen zählen heute zu den erfolgreichsten Brauern der Welt. So lassen die Perspektiven der Nach-Corona-Zeit hierzulande erwarten, dass sich aus dem Potential der engagierten Nachwuchsbrauer ein neuer Kreativ-Boom mit vielen neuen Marken und Braustätten entwickelt. Craftbier-Fans können also demnächst auf viele neue, interessante Sude freuen.

Erschienen im Meininger’s CRAFT Magazin für Bierkultur.

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