Wet Hop Ale: Die spannendsten deutschen Grünhopfen aus 2016

Manchmal kann ich mich einfach nicht entscheiden. Eigentlich wollte ich nur ein Grünhopfen-Bier zum Favoriten aus 2016 vorstellen. Doch haben mich zwei Ales so angemacht, dass ich mich nicht auf nur eines festlegen möchte. Aber was ist eigentlich ein Grünhopfen-Bier? In den meisten Fällen, reisen die Brauer selbst ins Hopfengebiet, holen sich die Dolden direkt vom Feld und geben sie innerhalb weniger Stunden unbehandelt in den Sud.

20161118_131328.jpgGenau so war das auch bei meinem ersten Favoriten namens „Frischer Traum“. Der Trunk wurde im Riedenburger Brauhaus in Niederbayern von Maximilian Krieger zusammen mit Oliver Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg gebraut. Seit nun drei Jahren tüfteln die beiden Brauer einmal pro Saison gemeinsam an einem Wet Hop Ale. Dieses Mal hat es 5,7 Prozent und ist aromatisiert mit Bio-Cascade Hopfen. Kupferfarben strahlt es aus dem Glas. Beim ersten Schnuppern strömen überwiegend grasige Noten in die Nase. Dann aber entwickelt sich ein schönes harmonisches Fruchtbukett mit Zitrusnuancen und einem dezenten Anklang von Litschi. Am Gaumen erfrischt das Traumbier erst einmal. Schon im Antrunk ist es allerdings deutlich herb. Am Gaumen spielen dann die Fruchtnoten des deutschen Cascades: Limone, Grapefruit und Litschi. Im Finish verabschiedete sich der Kollaborationssud mit 55 Bittereinheiten, die ganz schön ordentlich sind. Novizen mit empfindlicher Zunge könnten hier schnell überfordert sein.

IMG_20161212_214224.jpgDas zweite Top-Wet Hop aus dem vergangenen Jahr kommt aus der Berliner Berg Brauerei. Hierbei geht es um ein India Pale Ale mit 6,9 Prozent, dass mit den Sorten Comet und Cascade gehopft ist. Golden glänzt es im Glas. Schon beim Einschenken wabern fruchtig Noten durch die Luft. Das Hauptstadt-IPA duftet nach einem Mix aus roten Beeren, tropischen Früchten sowie einem Touch von frischgemähter Wiese. Am Gaumen zeigt dann der Hopfen noch mal so richtig was er kann: grün-grasige, heuartige Noten zielen auf eine leichte Herbe und Aromen von Maracuja sowie der Beerengeschmack runden das Aromaspektrum ab.

Fazit: Beides sind tolle Ales, an denen man erkennt, was frische Hopfensorten direkt vom Feld so draufhaben. Der „Frische Traum“ setzt vor allem auf einen bitteren Stil, während dieser sich im Berliner Ale deutlich zurückhält, dafür aber die Frucht in den Vordergrund stellt. Im Nachhinein  finde ich, dass man die beiden Biere eigentlich nicht miteinander vergleichen sollte, denn sie überzeugen vor allem durch ihren individuellen Charakter. Aber es lohnt sich wirklich, beide mal zu probieren.

Meister-Ale: Das Rätsel von frischen und feuchten Träumen

Feuchter Traum von Kreativbrauerei Kehrwieder und Riedenburger Brauhaus
Feuchter Traum von Kreativbrauerei Kehrwieder und Riedenburger Brauhaus

Niemand weiß so genau, was Oliver Wesseloh und Maximilian Krieger unter feuchte oder frische Träume verstehen. Im Norden heißt das neue Wet-Hop-Ale „Feuchter Traum“ in Bayern nennen sie das gleiche Craft-Bier „Frischer Traum“, was dem Genießer dann doch wahre Rätsel aufgibt. Aber immerhin vergingen von der Hopfenernte bis zum Zeitpunkt, als die beiden Kreativ-Brauer den frisch geernteten deutschen Bio-Cascade in den Braukessel kippten, nicht mal fünf Stunden.

Der Chef der Hamburger Kreativbrauerei Kehrwieder, hat noch in 2014 zusammen mit Maximilian Krieger von der bayerischen Brauerei Riedenburger das „nassgehopftes“ Pale Ale zum Traumbier gerührt. Grundlage war das Rezept des Wet Hop Ales von 2013. Was beim neuen Jahrestrunk – mit Bio-Cascade und Pale Malz –  herauskam, lässt sich aber wieder mal sehen. Hier die Fakten: Alkoholgehalt 5,6 Prozent, Stammwürze 13,7 Prozent, 40 IBU.

Im Glas glänzt das Ale in einer Kupferfarbe mit feinporiger, schneeweißer Haube. Schon beim Einschenken schwirren fruchtige Noten herum. Tolle Litschi-, Orangen- und Mangoaromen schaffen ein anregendes Bukett. Dazu gesellt sich noch ein Hauch von Waldhonig. Ist das Bier erst am Gaumen, lässt sich die erfrischende Hopfenbombe erst so richtig genießen. Das Finish ist grasig und hopfig-herb. So soll’s sein!

Fazit: Ein echt gelungenes Beispiel für ein nassgehopftes Craft, das den  beiden Braumeistern alle Ehre macht. In diesem Ale wird auch deutlich, was der deutsche Cascade für ein Wahnsinns-Aromenspiel besitzt.