Mad Scientist: Sude aus Erlenmeyerkolben

Das Mad Scientist-Team. Credit: Mad Scientist

Budapest ist mit rund vier Millionen Touristen pro Jahr längst kein Geheimtipp mehr. Die Donaumetropole, gespalten in die Stadtteile Buda und Pest, zählt heute zu den hippesten Städten Europas. Was aber wohl die wenigsten Besucher wissen, in der ungarischen Hauptstadt tobt inzwischen eine quirlige Craft-Szene mit vielen jungen Brauereien, spannenden Suden und kultigen Bierbars.

Während die meisten Restaurants und Wirtshäuser zwar noch die klassischen Sorten der ungarischen Großbrauereien ausschenken, zieht sich durch die Innenstadt von Budapest eine neue Spur von Kneipen, die sich auf regionale und internationale Kreativ-Biere spezialisiert haben. Als die wichtigsten Hotspots für Craft-Jünger gelten derzeit Locations wie Hopaholic, Élesztő oder die Hops Beer Bar. Auch die Anzahl an Kreativbrauereien wächst in rasantem Tempo. Neben Horizont Brewing, Monyo Brewing und der First Craft Beer Company zählt vor allem die Manufaktur Mad Scientist zu den bekanntesten und besten Craft-Brauereien der Stadt.

Im zehnten Bezirk, im Stadtteil Kőbánya im Osten Budapests, finden Bierliebhaber diese neue Kreativschmiede, die frei übersetzt „verrückter Wissenschaftler“ bedeutet. Vor rund drei Jahren gründeten die ehemaligen Hobbybrauer Tamás Szilágyi, Gergő Závodszky und Csaba Tarján die Marke Mad Scientist und erzielten damit einen steilen Erfolg. Mit einem Ausstoß von mehr als 30.000 Liter pro Monat gehören die Ungarn damit zu den führenden Neugründungen in der Budapester Craft-Szene.

Mittlerweile besteht das Team aus 16 Leuten und produziert rund zwanzig Sorten aus silberglänzenden Sudkesseln. Zum kreativen Standartsortiment zählen neben spannendem IPA, ein Mango Milkshake Pale Ale, sowie ein Belgian Witbier, angesetzt mit der chinesischen Zitrusfrucht Yuzu. Als aktuelle Specials gibt es ein zwölfprozentiges Imperial Stout mit Marshmallows namens „Candy Man“, einen Barley Wine mit Ahornsirup und Orangenzesten oder zwei Imperial Gosen mit zehn Prozent Alkohol, gebraut mit Zimt, Laktose, Pflaumen und Tahiti-Vanille sowie eine weitere Variante mit Aprikosen-Püree.

Das Team von Mad Scientist übt sich zudem in der Kunst des Barrel Agings. Ein besonderer Trunk der Budapester ist ein siebenprozentiges Milkstout namens „Coffee of Champions“, das mit Kakaobohnen und Bourbon-Vanille gefinished wurde und in ehemaligen Whisky-Fässern von der schottischen Insel Islay lagerte. Außerdem überraschen sie mit diversen fassgereifte Imperial Stouts. Zu den Highlights der Nachwuchsbrauer zählt aber das 14,5-prozentige „Session Scotch“. Dabei handelt es sich um einen sogenannten „Zero Carbonation Barley Wine“ aus schottischen Single Malt-Fässern, der wie der Name bereits verrät, keine Kohlensäure besitzt, um den ureigenen Whisky-Charakter zu erzielen. Die Ideenschublade der Kreativlinge ist noch längst nicht leergeräumt. „Es gibt Zeiten, da bringen wir jede Woche ein neues Bier raus“, sagt Manager Márton Sefcsik. Und Dank der alljährlichen „Budapest Beer Week“ fänden die Sude auch immer mehr Anklang bei internationalen Interessanten.

Wer die Mad Scientist-Biere probieren möchte, der geht am besten ins Szimpla Kert, einer urigen Kneipenlandschaft in einer alten Häuserruine in der Kazinczy Straße. Im ersten Stock des spektakulären Baus finden Bierfans die Craft-Bar „Labor“, deren Name auch Programm ist. Auf Wunsch können Besucher hier alle Sude auch aus speziellen Erlenmeyerkolben genießen, die den Laborcharakter der Location noch unterstreichen. 

Erschienen im Meininger’s CRAFT Magazin für Bierkultur.

Geheimtipp: Biermekka Budapest

In einem Land wie Ungarn würden wohl die wenigsten Leute eine enorme Biervielfalt erwarten. Doch vor allem in Budapest steppt heute der Bier-Bär. Am vergangenen Wochenende habe ich mich in der ungarischen Hauptstadt mal etwas umgesehen, denn am Freitagnachmittag startete bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen die erste Tasting-Session der „Budapest Beer Week“. Mehr als 60 Brauereien aus 25 Nationen schenkten dort an zwei Tagen in der Event-Location namens Dürer Kert ihre Sude aus. Neben elf ungarischen Craft-Stätten wie Mad Scientist, Tuffbuzz, First, Horizont oder Hoptop gab es unter anderen aber auch New England IPAs, Sauerbiere und Milk Stouts aus Serbien, Rumänien, Slowenien, Tschechien, Schweden, England, USA und Russland. Das Konzept: Jede Brauerei zapft pro Tag nur zwei Fässer mit verschiedenen Sorten. Motto: was leer ist, ist leer. Leider waren manche Sude schon nach wenigen Stunden ausgetrunken.

First Craft-Bierbar

Aber nicht nur auf dem Festival war einiges in Sachen Bier geboten. Budapest hat auch eine große Auswahl an Craft-Bars zu bieten. So sollte jeder Bierinteressierte beim Städte-Trip in die ungarische Metropole mal in Locations wie das Hopaholic, das Élesztő oder in die Hops Beer Bar gehen. Dort findet man eine wirklich gelungene Mischung aus einheimischen und internationalen Bieren aus Fass, Flasche und Dose. Auch die Brewpubs einiger Brauereien sind sehr zu empfehlen. So etwa die Kellerbar von Horizont Brewing mit kleinem Außenbereich, der First Taproom mit rund 20 Bieren vom Fass, davon auch einige Fremdsorten von befreundeten Craftern, und köstlichen BBQ-Gerichten oder aber das Labor von Mad Scientist im Szimpla Kert, wo man das Bier auf Wunsch auch aus sogenannten Erlenmeyerkolben genießen kann. Aber das war längst nicht alles, in Budapest gibt es noch viel mehr bierige Highlights zu entdecken, die sich in einem Blog-Beitrag nur schwer zusammenfassen lassen. Für mich steht jedenfalls fest: Ich war nicht das letzte Mal in der Donaumetropole, die für mich noch als echter Bier-Geheimtipp gilt.

Élesztő
Labor von Mad Scientist