Corona-Krise: Wie geht es der Cast-Brauerei?

Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Zachary Clemens von der Cast-Brauerei aus Stuttgart.

Hallo Zach, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Euer Tagesgeschäft aus?

In diesen verrückten Zeiten konzentrieren wir uns auf unsere Getränke- und Supermärkte hier in der Region und versuchen damit die trockenen Kehlen zuhause zu befriedigen. Zum Glück trinken die Leute nicht weniger, sondern einfach nur in den eigenen vier Wänden. Dafür haben wir kurzfristig auch einen Webshop mit Hauszustellung eingerichtet.

Welche Probleme sind durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants entstanden?

Leider sind hier viele tolle Kunden weggefallen. Allerdings gehen einige Gastronomen jetzt auch neue Wege und nutzen andere Absatzkanäle. Uns unterstützt beispielsweise das „O-Reilly´s Irish Pub“ in Stuttgart mit einem Versandservice von Beer Mystery Boxen. Und das ganze jetzt schon zum vierten Mal.

Jede Krise hat Sieger und Verlierer. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?

Wir müssen vieles neu bewerten, Kunden, Endkunden und natürlich die ganze Situation. Es wird in Zukunft alles etwas anders laufen und darauf müssen wir uns einstellen.

Welche Tipps könnt ihr Kollegen geben?

Seid nicht statisch, sondern entwickelt euch weiter. Hört auf eure Kunden und versucht das Beste aus der Situation zu machen. Bloß nicht den Kopf in den Sand stecken.

Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?

Es wäre toll, wenn man das schon wüsste. Ich denke es wird sich so einiges ändern und auch ändern müssen. Aber vielleicht ist das genau das Richtige.

Brauer Portrait: Archer‘s Brewing – Aus Whisky wurde Bier

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Alexander Lebèus von Archer’s Brewing

Vorsicht, hier geht es nicht um eine amerikanische Brauerei. „Archer’s Brewing“ ist eine Gypsy-Marke aus Esslingen bei Stuttgart. Dahinter steckt Alexander Lebèus, dessen Vision es ist, alte wie auch neue Bierstile modern zu interpretieren und seinen Kunden eine besondere Geschmacksvielfalt zu präsentieren.

Seit etwa drei Jahren tüftelt der 38-Jährige nun schon an fremden Kesseln. Mit viel Motivation versucht der Schwabe das Beste aus den Rohstoffen für seine Sude heraus zu kitzeln. Mittlerweile führt er fünf Biere im Sortiment. Die Vielfalt reicht vom Pale Ale über Weizenbier bis hin zum Rotbier über Stout und Witbier. Das soll es aber noch nicht gewesen sein. Und vielleicht braut Lebèus irgendwann mal in seiner eigenen Brauerei.

1. Was ist passiert, damit du dich für den Brauer-Beruf entschieden hast?

Eigentlich wollte ich Whisky machen. Dafür habe ich eine Brauanlage zur Maischeherstellung gebaut. So entstanden die ersten Versuche, natürlich erst mal ohne Hopfen. Doch dann reizte es mich auch mal ein Bier zu brauen. Also habe ich mal ein Rezept ausprobiert. Das Ergebnis war zwar ein Bier, aber irgendwie trotzdem weit davon entfernt. Das weckte aber meinen Ehrgeiz und ich wurde vom Bierfieber befallen. Whisky habe ich dann nie gemacht.

Ausschlaggebend war dann allerdings mein Freund Achim, der Betreiber eines tollen kleinen Restaurant in Esslingen namens „Bergeck“. Er mochte mein Bier und wollte es in seinem Lokal verkaufen. Mein Hefeweizen „Oh’Bavarian“ habe ich speziell für ihn entwickelt.

2. Welche anderen Brauer/Brauereien haben dich am meisten inspiriert?

Die Jungs von Crew Republic haben mich schon sehr bestärkt in meiner Entscheidung Brauer zu werden – auch wenn ich sie bisher noch nicht persönlich kennenlernen konnte. Ich habe ihre Geschichte gelesen und mich davon anstecken lassen. Aber auch andere deutsche Craftbeer-Brauer waren daran unwissentlich beteiligt. Hinter jeder neugegründeten Brauerei steckt ein Mensch, der seine eigene tolle Geschichte erzählen kann. So was finde ich interessant, und Storytelling ist wichtig für die Kunden.

 

3. Welches Bier (außer den eigenen) würdest du deinem besten Freund empfehlen?

Für die Hardcore-Fans das „Killer Cucumber Ale“ von Steamworks und für Einsteiger das „Super Ale“ von Superfreunde ¬- das beste Pale Ale das ich je getrunken habe.

 

4. Was sind deine Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Kreativität, Hingabe, gute Zutaten und Ausdauer.

 

5. Was sind deine Lieblings-Hopfensorten?

Citra, Saphir, Vic Secret, Mosaic und Galaxy.

 

6. Mit welcher berühmten Person würdest du gern mal anstoßen und warum?

Mit Ludwig Narziß, von der TUM Weihenstephan, weil er sich in keines der Lager drängen lässt, die leider gerade in der deutschen Bierszene entstehen. Er ist einfach offen für Neues und das sollten viele andere auch mal sein.

Kraftbierwerkstatt: Vom Fernsehen zum Sudkessel

Rasmus Muttscheller, Oliver Koblenzer und Oliver Bauss treiben seit kurzem ihr Unwesen im Stuttgarter Raum. Aus ihrem Hobby in klassischen Einkochtöpfen ein paar interessante Biere zu brauen wurde im vergangenen Jahr ein ernstes Business: Die Kraftbierwerkstatt. Die drei Böblinger, die auch in der Medienbranche tätig sind, mieten sich als Gypsy-Brauer in mittelständische Brauereien ein um ihre Sude zu verwirklichen. Ihre ersten drei Kreationen entstanden in der Böblinger Schönbuch-Brauerei – und sind ganz ordentlich gelungen.

Sud No. 1 - Kraftbierwerkstatt
Sud No. 1 – Kraftbierwerkstatt

Sud No. 1 – Toxic Harvest Ale

  • Alkohol: 5 Prozent
  • Stammwürze: 12 Prozent
  • Besonderes: Gebraut mit fünf Malz- und fünf Hopfensorten sowie ober- und untergäriger Hefe
  • Farbe: Orangefarben
  • Geruch: malzig, Hafer, Fruchtigkeit lässt sich erahnen
  • Geschmack: moussierend blumig mit fruchtigen Noten von Banane und Aprikose, dezente Bittere im Finish
  • Bittereinheiten: 28 IBU

Fazit: Durch die beiden verschiedenen Hefen zauberten die Brauer eine gewisse Frische mit fruchtiger Hopfenaromatik. Kann man so machen, aber eher etwas gegen den Durst!

663 Wheat Ale - Kraftbierwerkstatt
663 Wheat Ale – Kraftbierwerkstatt

663 – Urban Wheat Ale

  • Alkohol: 5,1 Prozent
  • Stammwürze: 12,8 Prozent
  • Besonderes: speziell gezüchteter Hefestamm, Aromahopfen
  • Farbe: helles Gold
  • Geruch: Schöne Mischung aus süß, sauer und fruchtig – reife Banane, Limone, malzig
  • Geschmack: vollmundig, leicht säuerlich von Hefe und Zitrusfrüchten, zugleich fruchtig
  • Bittereinheiten: 16 IBU

Fazit: Nein, es ist kein typisches Weizen. Das Interessante an diesem Bier ist die säuerliche Note, gepaart mit fruchtigen Aromen. Könnte noch kräftiger ausgebaut werden.

Triple Amber Ale - Kraftbierwerkstatt
Triple Amber Ale – Kraftbierwerkstatt

Triple A – Awesome Amber Ale

  • Alkohol: 5,3 Prozent
  • Stammwürze: 13 Prozent
  • Besonderes: Sieben Hopfensorten, gestopft mit Monroe
  • Farbe: Bernsteinfarben
  • Geruch: Banane, Pfirsich
  • Geschmack: Mirabelle, reife gelbe Kiwi, Pfirsich
  • Bittereinheiten: 30 IBU

Fazit: Das Amber Ale gefällt mir am besten von den drei Bieren. Schöne harmonische Fruchtnoten, die sicher auch hervorragend zu deftigen Essen wie etwa Burger passen.