Fyne Ale Brewery: Der letzte Geheimtipp für Schottlandreisende

An der Spitze des Fjords von Loch Fyne führt ein einspuriger, schmaler Weg zu einem Gehöft am Rande der westlichen Highlands, das auf den ersten Blick wirkt wie ein Schafstall. War es auch, bevor er vor etwa zwölf Jahren zu einer der kreativsten Brauereien Schottlands umfunktioniert wurde. Wir stehen vor den Toren der Fyne Ale Brewery mit Blick auf einen mächtigen Felsen. Dort oben bricht eine Quelle aus dem Berg, die herunterschießt bis vor die Mauern der Brauhalle und dem Bier glasklares Wasser schenkt.

Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck

Bevor mich Brauer Chris Brooks in seine heiligen Brauhallen führte, lachte mich in der Verkostungsbar die erste Fyne-Ale-Spezialität an, das „Sanda Blonde IPA“. Ein Bier, gebraut mit subtilen Aromen des neuseeländischem Nelson-Sauvin-Hopfen und 5,5 Prozent Alkoholgehalt: Samtiger Körper, intensive Aromen von Stachelbeere, Passionsfrucht, Aprikose und süßen Zitrusfrüchten. Nach einer regionalen Meeresfrüchteplatte mit frischen Austern, Crabs und Jakobsmuscheln, wenige Meter von der Brauerei entfernt, war das eine Offenbarung.

Foto: Elena Hasenbeck
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Besonders interessant war: Das IPA von Chris Brooks wird nicht nur als Helles, sondern auch in einer dunklen Variante angeboten. Das „Sanda Black IPA“ ähnelt einem Stout so wie es die meisten Schotten lieben, mit kräftigen Malz-Tönen und stark süßlichen Röstaromen. Ein beeindruckendes Ale – aber ehrlich gesagt, es traf nicht ganz meinen Geschmack. Anders das „Hurrican Jack“, ein goldenfarbenes Bier, mit schönen Bitternuancen, trockenen Zitrusaromen und mit nur 4,4 Prozent Alkoholgehalt ein erfrischendes Bier.

Foto: Elena Hasenbeck
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Chris Brooks, ein kräftiger Schotte mit wallender Mähne, war überrascht, dass eine deutsche Bierbloggerin den Weg in das abgelegene schottische Tal fand. Und so nahm er sich Zeit für eine Führung durch alle Stationen des Brauprozesses einschließlich diverser Kostproben seiner Kreationen. Seit 2012 ist er für das Bier verantwortlich. Er führte uns in sein Terrain. Die Räumlichkeiten erinnerten noch stark an den ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb. Hohe Wände tragen ein altes Holzdach, eine hölzerne Treppe ragt hinauf in einen Speicher. Drei kleine Tanks standen im ersten Raum. In den einen Kessel rauschte von oben durch ein Rohr, das aussah wie eine Regenrinne, gerade das Malz. Es duftete stark nach Maische. Im Kessel brodelte es. Brooks zog einen Sack voll mit amerikanischer Cascade-Hopfen hervor und sagte: „Dieser Stoff hier ist die wichtigste Zutat für einen Craft-Brauer, darauf stehe ich total.“ Aber Cascade sei nur eine Facette seiner Kreationen. „Inzwischen kaufen wir Hopfensorten aus der ganzen Welt, vor allem aber aus Deutschland, USA, Neuseeland und Australien.“

Foto: Elena Hasenbeck
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Begleitet von einem betörenden Duft öffnete Chris Brooks die Tür zum Lagerraum, wo einer seiner Kollegen gerade begleitet von ohrenbetäubender Rockmusik kleine Bierfässer stapelte. Durch diese Halle, die eher an eine Scheune erinnern, werden jährlich fast eine Million Liter Fyne Ale durchgeschleust.

Letztlich gingen wir zurück in die Bar, dort empfahl uns Brooks noch das Superior IPA, was in so kleinen Mengen produziert wird, dass es nicht einmal im Online-Shop der Brauerei erhältlich ist. In dieser 0,75l-Literflasche entfaltet sich der ganze Stolz des Brauers, das Vorzeige-Produkt von Fyne Ale, ein Bier wie aus der Bibel der Craftbier-Szene. In der Nase war es wie im Geschmack: Ein Fruchtcocktail aus Aprikose, Pfirsich und Mirabelle mit einem unendlichen Abgang – honigsüß und trotzdem hopfenbitter.

Foto: Elena Hasenbeck
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Fazit: Fyne Ale ist ein absoluter Geheimtipp für alle, die es auch mal nach Schottland verschlägt. Leider kann man diese herrlichen Biere noch nicht in Deutschland kaufen.