Craft-Bier des Monats: Kräftiges Bombardement von der Brouwerij de Molen

Die niederländische Brouwerij de Molen zählte zu den besten Braustätten der Welt. Erst 2004 wurde sie im kleinen Provinzstädtchen Bodegrave gegründet, nur wenige Kilometer von Amsterdam entfernt. Einen Namen machte sich de Molen vor allem durch hammerharte, alkoholreiche Biere. In meinem Bierkeller fand ich neulich das einige Jahre gelagerte „Bommen & Granaten“ mit kräftigen 15,2 Umdrehungen. Wow, wirklich etwas für wahre Craft-Kenner!

Bevor dieser Barley Wine am 28. Januar 2013 in Flaschen gefüllt wurde, schlummerte er zur Vollendung noch einige Zeit in Bordeaux-Fässern. Das gibt dem Trunk einen dezent weinigen Charakter. Aber wie Schweröl fließt das Bier dann in einem sanften Braunton mit attraktivem Rotstich ins Glas. Schaum besitzt es bei dieser Struktur natürlich keinen. Dafür duftet „Bommen & Granaten“ verführerisch nach Karamell, Rosinen, Dörrpflaume und getrockneten Aprikosen. Auf der Zunge entfacht der Barley Wine wirklich aromatische Bomben und Granaten, wie der Name bereits in Übersetzung verrät. Schwer fließt das Bier schließlich über die Lippen, bis es sich süß-sauer mit Aromen von Waldhonig sowie getrockneter Pflaume, Beeren und Aprikose entfaltet. Eine zart röstige Note und ein langes, sanft herbes Finish komplementieren das Gesamtbild eines wahrhaft ungewöhnlichen Bieres.

Fazit: Fantastisch, dieser Barley Wine ist eine echte Geschmacksbombe mit großem Nachhall. Die vielschichtigen Aromen regen immer wieder zum nächsten Nippen an. Ich kann mir das Bier als kräftigen Begleiter zu einem Rinderbraten und zu würzigem sowie gereiften Käse vorstellen oder einfach als köstlichen Digestif. Bei diesen Aromen müssen sich selbst große Rotweine anstrengen.

De Molen „Op & Top“: Attraktiver Durstkiller

Foto: Feiner Hopfen
DeMolen „Op & Top“

Kein Wunder, dass sich in der 400 Jahre alten Mühle im niederländischen Bodegraven namhafte europäische Kuckucks-Brauer – und nicht nur Mikkeler– die Türklinke in die Hand geben. Wenn bei De Molen ein neuer Sud aufgelegt wird, dann freuen sich auch Hopfenfreaks in der ganzen Welt. Gestern habe ich das Op&Top probiert, nach Angaben der Brauerei ein American Bitter (Ale-ish).  Ich hätte nach dem ersten Schluck auf ein gut gehopftes US-Lager getippt.

Im Glas zeigt sich ein schönes Farbspiel, das sich irgendwo zwischen Bernstein und Blutorange bewegt. Schon in der Nase präsentiert sich eine feine Abstimmung von Amarillo, Cascade und dem tschechischen Bitterhopfen Sladek, den amerikanische Brauer gern für ihr Lager einsetzen. Pils- und Gerstenmalz runden den De-Molen Cocktail elegant ab. Das Ale duftet nach Kräutern, Pinienholz,  Zitrusfrüchten und Zitronengras, spielt dabei aber auch mit dezenten Malznoten.

Mit 4,5 Prozent Alkohol weist „Op&Top“ zwar allenfalls einen mittleren Körper auf und auch die auf dem Etikett versprochenen 38 EBU lassen nicht unbedingt einen großen Hopfentrunk erwarten.  Aber all das täuscht etwas über die wahre Attraktivität dieses Ales hinweg. Dies ist kein Bier mit großem Tiefgang,  sondern eher etwas für durstige Seelen und lange Abende. Es ist wohl die Gesamtkomposition, die mit schönen tropischen Fruchtnoten, einer ausgewogenen Süße, sanfter Kohlensäure und seinem erfrischenden Charakter den Reiz ausmacht. Trotz der 38 EBU spiegelt sich im Finish auch eine schöne Bitternote ab.

Fazit: Ein leckerer Tropfen dieses De-Molen-Ale. Man sollte es am besten gut gekühlt bei etwa sieben Grad trinken, dann zeigt es seine wahren Stärken als Super-Durstkiller. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass dieses Ale etwas kräftiger ausgelegt wäre. Nur ein zwei Prozentpunkte mehr beim Alkoholgehalt hätten „Op&Top“ sicherlich noch getoppt. Aber immerhin können Craft-Fans mit diesem Trunk einen ganzen Abend verbringen ohne in die Knie zu gehen.