Deutsche Top-Brauer: Julian Menner – Experimentierlust in Traditionsbrauerei

Julian Menner beim Zwickln. (Foto: Glaabsbräu)

Julian Menner arbeitete schon in mehreren renommierten Brauereien, bis es ihn zum Glaabsbräu ins hessische Seligenstadt verschlug. Neben ganz traditionellen Suden produziert der Braumeister dort auch ungewöhnliche Biere wie etwa das „Grie Soß“, das aromatisch an die Frankfurter Grüne Soße erinnern soll. Da der gebürtige Bayer auch ausgebildeter Biersommelier ist, der sich sogar schon zweimal für die Weltmeisterschaft qualifizierte, gilt er als echter Sensorik-Profi. Und das schmeckt man seinen Bieren tatsächlich an. Mit seinen Suden legt er stets einen raffinierten Touch bei hoher Trinkbarkeit vor. Seine immer neuen Ideen zeigen, dass sein Experimentierdurst offensichtlich noch lange nicht gestillt ist. Deswegen zählt Julian für mich zu den besten Brauern Deutschlands.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?


Kreativität und eine eigene Handschrift.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?


Ein außergewöhnliches Bier lässt mich die Welt um mich herum vergessen. Es zieht mich in seinen Bann und beschäftigt mich häufig tagelang.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?


Ein Sauerbier mit Bakterien menschlichen Ursprungs.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?


Na ja, mit Kräutern und Gewürzen machen wir bei Glaabsbräu schon sehr viel und da wird auch noch einiges nachkommen. Was mich aber brennend interessiert, sind alternative Fermentationsformen und spontane Vergärung – da tüfteln wir gerade schon intensiv dran.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?


Leichter wäre es wohl zu definieren, was ich nicht gerne esse oder trinke. Ein Lieblingsgericht ist jedoch Kalbsnierenbraten mit böhmischen Knödeln, gekocht von meiner Mutter, und dazu ein Export meiner Lehrbrauerei Maierbräu in Altomünster.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?


Die guten und innovativen Brauer werden am Markt bestehen, der sich jedoch weiter konzentrieren wird.

Und was hast Du als Nächstes vor?


Die Kräuterernte für unsere „Grüne Soße“ steht bald an, dann gibt es wieder eine neue Auflage dieses ungewöhnlichen Trunks. Außerdem werden wir noch das eine oder andere hessische Produkt als Bier interpretieren und uns verstärkt um alkoholfreie Sorten kümmern.

Glaabsbräu: Nicht nur Vicky liebt dieses Pale Ale

Nach „Hopfenlust“, „Tropic Thunder“ oder „Grie Soß“ legte die hessische Traditionsbrauerei Glaabsbräu aus Seligenstadt in ihrer Craft-Reihe einen neuen Knaller vor. Braumeister Julian Menner braute ein 5,7-prozentiges Pale Ale namens „Vicky Loves Pale Ale“, das der gebürtige Bayer mit drei Hopfensorten entwarf. Schon beim Blick auf das Etikett läuft echten Craft-Geeks schon das Wasser im Mund zusammen: Summit aus den USA, Monroe aus Deutschland und Vic Secret aus Australien.

In einem Goldorange fließt das Ale ins Glas, getoppt von einem cremigen und stabilen Schaum. Im Duft zeigen die eingesetzten Hopfensorten sofort ihre volle Kraft. Noten von roten Früchten, Citrus und ein Touch Maracuja dominieren das Bukett. Hinzu gesellt sich ein weiniger Anklang. Das Mundgefühl ist frisch und vollmundig. Auf der Zunge präsentiert sich eine zarte Säure sowie Aromen von Grapefruit, rotem Apfel und roter Johannisbeere. Untermauert wird das Pale Ale von einem sanften Malzkörper. Im Finish bleibt der Geschmack noch lang zurück und verabschiedet sich mit angenehmen 44 Bittereinheiten.

Fazit: Gefällt mir! Dieses hessische Pale Ale ist Julian wirklich gelungen. Es ist gut ausbalanciert, frisch und gut trinkbar. Am besten gefällt mir die Kombination der Hopfensorten, die das Bier geschmacklich zu einem köstlichen Gesamtbild formen. Und sicher wird dieses Ale nicht nur Vicky lieben. Dazu könnte ich mir sehr gut ein pikantes Asia-Gericht vorstellen.

Glaabsbräu: Hessische Kräuterzauberei

IMG_20180411_191122_595Ein wenig schräg ist die Idee ja schon. Aber das Team von Glaabsbräu aus Seligenstadt in der Nähe von Frankfurt am Main kombinierte tatsächlich heimische Kulinarik mit frischem Gerstensaft. Julian Menner packte die hessische Kultsauce „Grie Soß“, die in ursprünglich zu gekochtem Fleisch, Fisch oder Pellkartoffeln gegessen wird, als Bier in die Flasche. Dafür entwickelte der Braumeister ein helles Lagerbier mit schlanken 4,7 Prozent Alkoholgehalt und aromatisiert es mit einer frisch zerhäckselten Kräutermischung aus Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch.

Im Glas glänzt die „grüne Sauce“ in einem strahlenden Gold, getoppt von einer schneeweißen, feinporigen und stabilen Schaumkrone. Das Lager duftet total frisch, malzig und nach einem blühenden Kräutergarten. Abgerundet ist das Bukett mit Zitrusnoten des Cascade Hopfens und einem grasigen Touch des Hallertauer Mittelfrüh. Prickelnd-erfrischend breitet sich das Bier auf der Zunge aus. Sofort präsentiert sich angenehm der Kräutermix und ein Hauch von Zitrone. Im Abgang verabschiedete sich das Lager mit sanften aber wahrnehmbaren 19 Bittereinheiten.

Fazit: Viel besser als erwartet. Die Kräuter dominieren den Geschmack und ergänzen sich super mit den anderen Zutaten und machen das Bier zu einer würzigen Erfrischung. Ein echtes „Kräuter-Craft“ eben.  „Grie Soß“ ist natürlich nur eine Anlehnung an die grüne Hessensauce. Passt super zum Grillen oder aber Kräuterforelle.

 

Glaabsbräu: Kreativer Sommerstoff aus Traditionshaus

20170523_123633Glaabsbräu im hessischen Seligenstadt ist als fast 300jährigeTraditionsbrauerei bekannt. Vor zwei Jahren startete das Team um Robert Glaab allerdings einen modernen Wandel. Erst bauten die Hessen eine neue Braustätte, und jetzt tritt das Familienunternehmen auch mit craftigen Sorten aufs Gaspedal. Ich hatte kürzlich das neue Session Lager namens „Hopfenlust“ im Glas.

Als ich auf dem Etikett die Hopfensorten lese, läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Gebraut ist das schlanke 3,8-prozentige Bier mit Citra, Cascade, Sorachi Ace und Summit. Ziemlich vielversprechend. Auch die sonnengelbe Farbe mit schneeweißer Schaumkrone macht Lust auf den ersten Schluck. Ein würzig-fruchtiges Bukett mit Grapefruit-, Aprikose- und Pfirsichnoten strömen in die Nase. Auf der Zunge breitet sich das Session schön vollmundig aus. Grapefruitaroma dominiert das Geschmacksbild. Dabei geht der typisch würzige Lager-Charakter allerdings nicht verloren. „Hopfenlust“ verabschiedetet sich mit 25 Bittereinheiten und einer lang zurückbleibenden Fruchtigkeit.

Fazit: Ich bin absolut positiv überrascht. Das Session Lager ist trotz geringem Alkoholprozent und schlappen IBUs keinesfalls wässrig oder langweilig. Ein frisches und fruchtiges Sommerlager aus dem Hause Glaabs, das Feinschmecker am See, zur Gartenparty oder zum Grillabend genießen können. Vorsicht, ungemein süffig!