Frau Gruber: Ein Gedicht aus Mosaic

Zugegeben, manchmal kommt man bei den vielen neuen Bieren von Frau Gruber aus dem bayerischen Gundelfingen gar nicht mehr richtig hinter her. Gefühlt bringen Enzo und Matthias jede Woche eine nagelneue Sorte auf den Markt. Mein Favorit aus den vergangenen Wochen ist jedenfalls das 6,8-prozentige „Purple Haze“. Ein Double Dry Hopped IPA mit Mosaic BBC, Mosaic Incognito und Mosaic T90 sowie Steffi-Malz aus 100 Prozent eigenem Anbau.

Schon beim Einschenken schwirren fruchtige Noten aus dem Glas. Die gelborange Optik mit schneeweißem Schaum regt sofort den Appetit an. In die Nase schießen köstliche Aromen des Hopfens: Maracuja, Ananas, Mandarine, Mango und ein wenig Gras. Cremig-weich fließt das IPA über die Lippen, bis es sich mit einer moderaten Kohlensäure und exotischen Tönen von Ananas und Maracuja sowie Noten von reifen gelben Steinfrüchten und Limone ausbreitet. Eine sanfte Würze und etwas Grasiges gesellen sich zum Gesamtbild hinzu. Abgerundet wird das Bier durch eine wunderbar eingebundene Bittere.

Fazit: Die Biere von Frau Gruber enttäuschen eigentlich nie, denn hier zeigt sich wahre Kreativität. „Purple Haze“ brilliert neben seinen perfekten Mosaic-Aromen auch durch eine hohe Trinkfreude. Locker könnten man davon noch ein paar Dosen mehr genießen, denn die fast sieben Umdrehungen merkt man erst später. Für mich ein Bier, das jetzt regelmäßig in meinem Kühlschrank auf besondere Anlässe wartet.

All together beer: Kollaborationssud für gute Zwecke

Corona trifft die Craft-Bierszene unvorbereitet und hart. Die Macher der Brauerei Other Half in New York riefen deswegen die Aktion #alltogetherbeer ins Leben, mit der sie andere Craft-Stätten rund um den Globus aufrufen, ein Bier zu brauen, um die Erlöse an die von der Krise Betroffenen der Branche zu spenden. Das Grundrezept für das ausgedachte IPA ist für jedermann zugänglich und so konzipiert, dass für die teilnehmenden Crafter nur wenig Kosten zusammenkommen. Jeder Brauer kann es allerdings ein wenig anders umsetzen. Dabei sind die drei deutschen Brauereien Frau Gruber aus Gundelfinden, Brewheart aus Otterfing und Sudden Death vom Timmendorfer Strand, die für solch ein „All together IPA“ kollaborierten. Gehopft haben die Macher es nicht kostengünstig simpel, sondern gleich dreifach mit Mosaic, Simcoe, Cascade und Motueka.

Man merkt dem Bier sofort an, dass hier echte Profis am Werk waren. „All together“ zeigt sich in einer attraktiven, goldgelben Farbe, getoppt von einem schneeweißen, feinporigen Schaum. In die Nase strömen schmeichelnde fruchtige und würzige Noten der eingesetzten Hopfensorten. Auf der Zunge breitet sich das Bier mit moderater Kohlensäure aus und präsentiert einen angenehmen Fruchtcocktail aus Grapefruit, Orange, Mango, Maracuja, Ananas und gelben Steinfrüchten. Dazu gesellt sich ein harziger und würziger Touch. Im Finish verabschiedet sich das IPA harmonisch-fruchtig mit einer sanften Bittere.

Fazit: Ein super Bier, das bei so viel hopfiger Fruchtaromatik dennoch eine wahnsinnig hohe Drinkability vorlegt. Ein großes Kompliment an die drei Brauereien, die die Erlöse jeweils an unterschiedliche Stellen spenden. Mehr dazu auf den jeweiligen Websites.

Craft-Bier des Monats: Hammerharter Hasentrunk zum Osterfest

Zu besonderen Feiertagen soll es auch ein ganz besonderes Bier sein. So öffnete ich am Osterwochenende als Dessert das Oak Aged Imperial Stout namens „Black Rabbit“ von Frau Gruber Brewing aus dem bayerischen Gundelfingen und Bierol aus Schwoich in Tirol. Die Jungbrauer ließen das 12-prozentige Stout knapp ein Jahr in Haselnuss-Likör-Fässern zur Vollendung schlummern.

  • Brauerei: Frau Gruber Brewing und Bierol
  • Herkunft: Deutschland und Österreich
  • Bierstil: Oak Aged Imperial Stout
  • Alkoholgehalt: 12 Prozent
  • Farbe: nachtschwarz
  • Schaum: feinporig, cremig, mokkafarben
  • Fass: Haselnuss-Likör

In einer fast schon öligen Konsistenz fließt das nachtschwarze Imperial Stout ins Glas, getoppt von einem mokkafarbenem Schaum. Es duftet malzig und nussig sowie neben dunkler Schokolade und Vanille auch kräftig nach Kokosnuss. Auf der Zunge präsentiert sich ein cremig-weiches und dezent süßes Mundgefühl, begleitet von intensiven Schokoladennoten, nussigen und röstigen Tönen sowie einem Hauch von Armarenakirschen. Im Finish bleibt das schwarze Karnickel noch lang und sehr angenehm am Gaumen haften.

Fazit: Das Bier war nicht nur wegen seines Namens und den vielen kleinen Hasen auf dem Etikett das perfekte Osterbier. Geschmacklich zeigt es sich vielfältig und komplex. Frau Gruber hat mit „Black Rabbit“ meine Erwartungen wieder mal übertroffen, deswegen küre ich den dunklen Kollabsud zum Craft-Bier des Monats.

Frau Gruber: Geheimtipp für die Sommerhitze

IMG_20180627_194410_566Alkohol ist Geschmacksträger. Hopfen aber auch. Das beweist das neue Session Pale Ale „Canned Heat“ von Frau Gruber aus Augsburg, das mit nur 2,9 Umdrehungen auskommt. Braumeister Enzo Frauenschuh, bekannt für richtig deftige Hopfenbomben, packte auch für seine schlanke Version ordentlich grünes Gold in den Sud. Verantwortlich für das Aroma sind die Sorten Select, Amarillo, Citra und Centennial.

Das Leicht-Ale präsentiert sich in einem trüben, birnensaftartigen Farbton im Glas, der unbedarfte Craft-Fans auf den ersten Blick vermutlich erst mal verunsichern mag. Hält man dann aber seine Nase über den Sud, dann sind selbst eingefleischte Hopheads sofort verführt und glücklich. So ging es mir jedenfalls. Das Session Ale duftet nach reifer Birne, Bergpfirsich, Zitrusfrüchten und einem Hauch süßlichem Tropenobst von Ananas und Mango. Dazu gesellt sich ein dezent grasiger Anklang. Schon während das Session über die Lippen fließt, explodiert das hopfige Fruchtfeuerwerk. Das Bier zeigt sich schön schlank, mit einem leichten Malzkörper und einer erfrischenden Rezenz. Auf der Zunge prickeln die Aromen von gelben Steinfrüchten, Zitrus und etwas Mango. Im Finish sind 35 Bittereinheiten wahrnehmbar, die das Pale Ale abrunden.

Fazit: „Canned Head“ ist eine echte Fruchtbombe, die sich jedoch sehr schön frisch und schlank präsentiert. Enzo Frauenschuh spielt hier auf der Klaviatur vielseitiger Fruchtnoten und erzielt damit einen Trunk, der niemand überfordert. Mein Tipp für die derzeitigen Hitzerekorde: Liegestuhl aufklappen, Dose zischen lassen und ganz langsam genießen.

Frau Gruber: Hopfensäfte für echte Hardliner

Enzo Frauenschuh von der Craft-Schmiede „Frau Gruber“ aus Augsburg ist wohl einer der verrücktesten Hopfenzauber der Republik. Seine Sude gehören für mich zu den Top 10 im deutschen Ranking. Mit seinen neuen New England Imperial IPAs namens „Butcher’s Lamb“ und „Hounds of Hell“ beweist der Braumeister wieder einmal, dass er bei der Hopfengabe sicher mit dem Füllhorn gearbeitet hat. Beide Biere hatte ich gestern erst im Glas.

IMG_20180106_145459_197Das 8,1-prozentige, trübe und gelborangefarbene „Butcher’s Lamb“ stopfte Enzo ordentlich mit amerikanischen Mosaic- und australischen Vic Secret-Hopfen. Kräftige tropische Fruchtnoten von Maracuja, Mango und reifer Ananas strömen in die Nase. Über die Lippen gleitet das Imperial IPA fast wie Öl, bis es sich dann vollmundig und hocharomatisch ausbreitet. Eine hopfige Fruchtbombe mit Mango, Maracuja und Ananas explodiert auf der Zunge, begleitet von einer deutlich harzigen Piniennote. Das Ale verabschiedete sich harmonisch mit einem schönen, langen und herben Finish.

IMG_20180108_135722_837Etwas extremer präsentiert sich dagegen das 8,8-prozentige „Hounds of Hell“. Im Glas wirkt es optisch fast wie dickflüssiger Maracujasaft, denn der Schaum ist nicht besonders ausgeprägt, er fällt schnell zusammen. Dieses Ale ist doppelt kaltgehopft mit Columbus, Galaxy und Amarillo. Es duftet blumig, nach Zitrusfrüchten wie Grapefruit und Bitterorange sowie einem Hauch Stachelbeere. Der Geschmack ist so intensiv, dass man glauben möchte, an frischen Pellets zu lutschen oder ein Hopfenkonzentrat zu trinken. Das Aroma zeigt sich tropisch, grasig, harzig und zitrusbetont. Im Abgang wirkt die Bittere schon fast adstringierend.

Fazit: Beide Imperials IPAs sind eine wahre Hopfenwucht und für trainierte Craft-Gaumen ein Hochgenuss. Dabei ist „Butcher’s Lamb“ für einen zarten Gaumen angenehmer ausbalanciert, als die stärkere Variante, die an Intensität ziemlich an Grenzen stößt. Ich mag beide Kompositionen, auch wenn ich „Hounds of Hell“ wohl eher nur echten Hardlinern einschenken und einem Craft-Novizen die sanftere Variante vorsetzen würde. Beide Ales sind für mich Charakterbiere mit großem Tiefgang, die das Herz eines jeden Hop-Guys höher schlagen lassen.