Auch an kalten Wintertagen muss ein Bier nicht immer hochprozentig und kräftig sein. Ein leichtes, aber schön aromatisches Schankbier erfrischt und erfreut den Gaumen ebenso. Einer meiner Favoriten ist die „Deichbrise“ mit schlanken 3,9-Prozent von der Buddelship Brauerei aus Hamburg. Simon und sein Team haben das gelborangefarbene Lager mit den Hopfensorten Tradition und Citra gebraut.
Der Duft des Citra-Hopfens steigt auch sofort in die Nase.
Insgesamt präsentiert sich das Bukett fruchtig-frisch mit harmonischen Zitrus-
und Malznoten. Auf der Zunge zeigt sich das Schankbier trotz geringer
Umdrehungen mit einem durchaus akzeptablen Körper. Auch im Geschmack setzt sich
der Citra mit Aromen von Limone und Grapefruit durch, während vom Tradition
eine gewisse Würzigkeit und ein zarter Kräuter-Touch durchdringt. Die Malznoten
und ein angenehm herbes Finish runden das Gesamtpaket ab.
Fazit: Ein gutes Bier für alle Tage! „Deichbrise“ kann man wirklich zu jeder Jahreszeit genießen – einfach so als schönes Feierabend-Schmankerl.
Mit seinen unzähligen Variationen gilt India Pale Ale heute als einer der facettenreichsten Bierstiele weltweit. In der langen Kette von Interpretationen – vom ursprünglich englischen Typ bis hin zum West Coast IPA – werden jetzt auch immer häufiger sogenannte Milkshake IPAs aufgelegt. Einen ziemlich coolen Vertreter davon haben die Brauer von Buddelship aus Hamburg und Sudden Death Brewing vom Timmendorfer Strand jetzt gemeinsam auf den Markt gebracht – allerdings nur in limitierter Auflage. Der 5,7-prozentige Kollaborationssud der Nordlichter heißt „Hit me with a Brick“ und ist gebraut mit Laktose und Mango. Eine besondere Hefe namens „London Fog“ und die Hopfensorten Amarillo, Mosaic, Citra und Eukuanot geben dem IPA ein sommerliches Aroma.
Brauerei: Buddelship und Sudden Death Brewing
Herkunft: Deutschland
Bierstil: Milkshake IPA
Alkoholgehalt: 5,7 Prozent
Farbe: Sonnengelb
Schaum: feinporig, cremig
Hopfen: Amarillo, gestopft mit Mosaic, Citra und Eukuanot
Hefe: London Fog
Sonstige Zutaten: Laktose, Mango
Schon beim Einschenken geht im Glas eine nordische Sonne auf. Das Milkshake IPA leuchtet mir in einem wohligen Gelbton mit dezentem Orange-Touch milchig-trüb entgegen. Eine schneeweiße, feinporige und cremige Schaumkrone liegt wie ein Eisberg obendrauf. Sehr appetitlich! In die Nase strömen schon milchige Noten der Laktose, gepaart mit Mango und tropischen Fruchttönen vom Hopfen. Allein vom Duft bekomme ich schon richtig Lust auf dieses Ale. Vollmundig und frisch zeigt sich der Antrunk und feuert sofort Mango-Milchshake-Aromen auf die Zunge. Im Finish scheinen komplimentierend noch dezente würzige Töne und eine sanfte Herbe vom Hopfen durch.
Fazit: Wow! Eine wirklich tolle Kombination aus der Laktose, Mango und den fruchtigen Hopfensorten. Die Stilbeschreibung ist vollends getroffen. Und auch wenn ich die erste Flasche zwar als kostenfreie Probe erhalten haben, scheue ich mich nicht, rund vier Euro für dieses hervorragende Bier auszugeben. Dieser Trunk fließt direkt ins Herz. Habe direkt nach der Verkostung nachbestellt. Es lohnt sich wirklich, dieses fruchtig-frische Milkshake IPA mal zu probieren.
Es ist immer wieder spannend zu schmecken, was Lagerung und Alterung bei Craft-Bier ausmachen kann. Vor einiger Zeit kaufte ich das New England IPA von Buddelship namens „Mr. B“ in einem Online-Biershop. Es war in der Nase und am Gaumen echt ok. Vergangenen Woche traf ich bei den Hopfentagen in Wolnzach den Brauer Simon Siemsglüss. Der Hamburger hatte das Bier frisch aus der Brauerei dabei. Ich habe mich dort allein schon in den Duft verliebt – der war ganz anders, als bei meiner ersten Verkostung.
Brauerei: Buddelship
Herkunft: Hamburg
Bierstil: New England IPA (NEIPA)
Alkoholgehalt: 6,7 Prozent
Stammwürze: 16,3 °P
Farbe: saftiges Orange, trüb
Schaum: feinporig, cremig
Hopfen: Motueka, Callista, Citra
Malz: Gersten- und Weizenmalz
Bittereinheiten: 40 IBU
Das 6,7-prozentige NEIPA ist stiltypisch total trüb. Sieht aber durch einen strahlenden Orangeton und eine schneeweiße, feinporige Schaumkrone mehr als appetitlich aus. In meine Nase strömen Aromen von tropischen Früchten wie Mango, Maracuja und Ananas aber auch Zitrusnoten von Orange, Pampelmuse und Zitrone. Im Antrunk erinnert „Mr. B“ an einen Fruchtsaft, dann prickelt das Craft aber schön erfrischend auf der Zunge. Hier vereinen sich dann die fruchtigen Hopfennoten per excellence: Mango, Grapefruit, Maracuja und Orange. Eine gewisse Würze gesellt sich noch dazu. Angeblich hat Simon übrigens 25 Gramm des grünen Goldes pro Liter hinzugegeben. Die 40 Bittereinheiten zeigen sich im Finish, die das Gesamtbild noch mehr harmonisieren.
Fazit: Wow, dieses New England IPA ist echt gefährlich. Jeder Schluck macht Lust auf einen nächsten. Wer es gern mega fruchtig und saftig mag, kommt an „Mr. B“ nicht vorbei. Ich bin kurz davor mich auf den Weg nach Hamburg zu machen und mir das Auto mit frischen Flaschen vollzuladen…
Simon Siemsglüss von Buddelship in seiner Brauerei mit Hund
Schräge Standorte findet man bei Craft-Brauereien häufig. Aber Simon Siemsglüss hat wohl einen der seltsamsten. Der Chef von Buddelship baute gleich eine ganze Fischkonserven-Fabrik in Hamburg zu seinem wahren Bier-Paradies um. Jetzt wird kein Meeresgetier mehr geliefert, sondern feinste Hopfen- und Malzsorten. Auf einer 10-Hektoliter-Anlage lässt der 41-Jährige seinen Ideen freien Lauf. Für Simon ist Bier mehr als nur ein Getränk: „Es ist ein Lebensgefühl, Naturverbundenheit und internationales Kulturgut“. Für mich zählt er zu den deutschen Top-Brauern, weil er auch vor ungewöhnlichen Zutaten wie Hibiskus-Blüten, Sauerkraut oder Austern nicht zurückschreckt – und daraus wirklich spannende Biere zaubert.
Wann hast Du Dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Das war 1996 in Australien mit einem Hobbybraukit vom Supermarkt. War trinkbar!
Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Buddelship“ gekommen?
Spontane Inspiration zwischen Badewanne und Hafenbecken – nein im Ernst, die Namensfindung ist unheimlich schwierig gewesen und die Brauerei stand schon fast. Ich wollte Bier, Hamburg, Maritimes und ein bisschen Fernweh unter einen Hut bringen.
Was macht für Dich ein außergewöhnliches Bier aus?
Balance, sauberer Geschmack, lang und abwechslungsreich im Abgang, und gerne mit überraschenden Zutaten.
Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?
Wechselt eigentlich ständig! Aber tendenziell gerne sauer, wild und/oder fassgelagert. Geht aber auch manchmal nichts über ein gutes (!) Pils aus der Flasche.
Was sind Deine Lieblingshopfensorten?
Chinook, Callista, Mosaic, Nelson, und viele mehr. Es gibt auch ständig neue spannende Sorten, z.B. Barbe Rouge und Mistral aus dem Elsass.
Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?
Ich würde sagen, die gleichen Eigenschaften wie bei jedem guten Brauer: Fachwissen, Handwerk und Mut zum Risiko.
Was war das schrägste Bier das Du jemals getrunken hast?
Schlangen-Gose in Vietnam.
An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?
Auf dem Buddelship und dann ‚cruisen‘.
Und was hast Du als nächsten vor?
Ein Kapitänspatent machen wäre vielleicht angebracht. Und bis dahin weiter viele neue Biere rausbringen.