Südamerika Teil 1 – Brasil Beer Cup: Von unbekannten Früchten, Samba-Shows und Bohneneintopf

Dass in Brasilien eine quirlige Bierszene tobt, dürfte mittlerweile bekannt sein. Schon 2018 bin ich in das Samba-Land gereist, um dutzende regionale Sude innerhalb eines Bier-Awards zu verkosten. Dieses Jahr ging es zum Brasil Beer Cup auf die Halbinsel Florianópolis, wo sich die Bier-Vielfalt und Kreativität der Südamerikaner wieder bestätigt hat.

Innerhalb von drei Tagen wurden von den Juroren, die überwiegend aus Südamerika, aber auch aus Belgien und Deutschland kamen, rund 1800 eingereichte Biere in 167 unterschiedlichen Stilen von 325 Brauereien verkostet. Neben den klassischen Kategorien wie IPA, Golden Ale, Porter und Lagerbieren gab es auch historische Stile wie Grätzer, Adambier oder Koyt. Zu meinen Highlights zählten die brasilianischen Interpretationen verschiedener Typologien, die mit regionalen Gewürzen, Kräutern oder Früchten gebraut wurden. Zugeben, da waren einige Zutaten dabei, von denen ich zuvor noch nie gehört, gesehen oder geschmeckt habe. In der Diskussion mit den Südamerikanern wurde aber immer schnell klar, auf was es ihnen aromatisch ankommt. Gerade das macht so einen Award so spannend.

Mit dabei waren beispielsweise Sauerbiere mit Caju, eine Frucht, aus der auch der Cashewkern stammt, Sude mit brasilianischem Pfeffer oder aber der erfrischende, bei uns meist unbekannte, Bierstil mit Namen Catharina Sour. Diesen gab es etwa in Kombination mit Caju, Pitanga, Erdbeeren, Guave oder Maracuja, aber auch als Version mit Clementinen und Schokolade. Wirklich spannend!

Zu den Highlights gehörten nicht nur die Biere während des Wettbewerbs. Diverse Besuche in Brauereien wie etwa bei Kairós Cervejaria, bei denen sich auch Irish Stout, West Coast IPA oder Red Ale im Sortiment finden, waren ein echtes Erlebnis. Dazu zählten auch einige hippe Taprooms in Florianópolis City mit großer Sortenauswahl. Zum Programm für die Juroren gehörte auch eine Samba-Show zum Mitmachen sowie ein Buffet mit dem brasilianischen Traditionsgericht Feijoada: ein schwarzer Bohneneintopf in diversen Varianten mit Fleisch, Wurst oder Innereien. Dazu gabs dann auch mal die ein oder andere Caipirinha.

Brasilien, Buenos Aires und Patagonien: Feiner Hopfen unterwegs

Credit Pixabay/Monigocan

Liebe Community,

in den nächsten 21 Tagen werdet ihr ausnahmsweise mal nichts von mir hören. Ich fliege heute nach Brasilien, wo in Sachen Craft-Bier ganz schön was los ist. Kommende Woche sitze ich in der Jury des „Brasil Beer Cups“ und darf bestimmt ganz spannende Sude verkosten. Der Award findet im Süden des Landes auf der Halbinsel Florianópolis statt. Anschließend geht’s weiter nach Argentinien, wo ich mich ein bisschen in der Bierlandschaft in und um Buenos Aires umschaue sowie einen ganz lieben Brauerfreund besuche. Zudem erfülle ich mir einen Traum und verbringe ein paar Tage in Patagonien, um dort die atemberaubende Landschaft zu erleben und das ein oder andere lokale Bier in Feuerland zu genießen. Nach meiner Rückkehr berichte ich Euch gern, was sich so in der Bierszene von Südamerika tut und welche spannenden Sude es dort zu probieren gibt. Bitte habt etwas Geduld.

Wer schon vorher verfolgen möchte, wohin mich meine Reise führt und was ich dort erlebe, der kann mir gern bei Instagram (feinerhopfen) folgen.

In diesem Sinn, feingehopfte Grüße

Eure Mareike

Craft-Bier des Monats: Tierisches Sauerbier aus Brasilien

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Nachverkostung in heimischen Gefilden

Dieses Mal kommt mein Craft-Bier des Monats nicht aus Deutschland, sondern vom anderen Ende der Welt. „Alter Ego“ heißt das wahrscheinlich beste Bier, das ich auf meiner Brasilien-Reise im März probieren konnte. Dabei handelt es sich um einen Kollaborationssud von zwei offensichtlich tierfreundlichen Brauereien aus Rio de Janeiro: Rock Bird Craft Brewing und W*Kattz. Ihren Sud bezeichnen die Macher der Craft-Stätten als Double New England Sour Juicy, dem sie gleich mal ordentliche 9,3 Prozent Alkohol schenkten. Entdeckt habe ich das Sauerbier übrigens nach einer Tour auf den Zuckerhut von Rio de Janeiro in „As Melhores Cervejas do Mundo“, ein Craft-Biershop mit angeschlossener Bar.

sdrIm Glas erinnert die trübe, blutorangene Farbe fast an einen brasilianischen Sonnenuntergang. Schon beim Öffnen der Dose schießen fruchtig-tropische Aromen in die Nase. Verwöhnt wird man dann mit Noten von Maracuja, Pampelmuse, Grapefruit und reifer Blutorange. Im Antrunk präsentiert sich das Bier zunächst wie ein prickelnder Fruchtnektar, bis sich dann eine angenehme und erfrischende Säure entwickelt. Der Geschmack erinnert an einen Tropencocktail aus Maracuja, Papaya und Pampelmuse. Dazu gesellt sich noch ein Hauch von reifer Reneklode. Im Finish zeigt der Hopfen dann noch seine herbe Seite. Das Ale verabschiedet sich mit knackigen 60 Bittereinheiten.

Fazit: Wow, das „Alter Ego“ – schön kalt serviert – ist das perfekte Bier für den Sommer. Die Säure harmonisiert hervorragend mit den tropischen Fruchtaromen des Hopfens und macht das Sour zu einem hocharomatischen Erfrischungshammer. Und dass, obwohl es fast zehn Umdrehungen vorweist. Die merkt man allerdings erst nachdem ersten Glas. Ich würde mir wünschen, dass man dieses Bier vielleicht auch irgendwann in unseren Shops kaufen kann…

Brazilian Beer Contest: Heiße Sude aus den Tropen

20180303_085036Auch wenn die Sonne nur hin und wieder durch die Wolkendecke blitzt, zeigt das Thermometer schon am Morgen tropisch-feuchte 27 Grad. Vor der Halle des „Eisenbahn Biergarten“ im brasilianischen Blumenau sammeln sich die Juroren für den „Brazilian Beer Contest“ und lauschen nebenbei den Klängen von „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, die aus irgendwelchen Lautsprechern des steinwurfentfernten „Vila Germanica Parks“ dröhnen. „Wenn das nicht ein guter Start in den Verkostungstag ist“, prustet ein Jurymitglied lachend heraus.

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Erste Runde: Session IPAs

Brasilien gilt als aufsteigende Biernation, die sich gern die deutsche Bierszene als Vorbild nimmt. Ob es dann gleich wie auf dem Oktoberfest zugehen muss, sei dahingestellt. Jedenfalls passiert in dem südamerikanischen Land ziemlich viel in Sachen Bier, wie die Fakten des Awards beweisen. Waren es vor sechs Jahren, als der Contest aus der Taufe gehoben wurde, noch 215 Einreichungen, bewertete eine 86-köpfige Jury aus 38 Ländern dieses Mal insgesamt 2.859 Biere von 475 Brauereien. Im Vergleich zum vergangenen Jahr stieg die Anzahl somit um 43 Prozent. Amanda Reitenbach,  die brasilianische Organisatorin,  freut sich über den Boom ihres Awards und die fast explodierende Bierszene ihres Landes. Inzwischen gibt es fast 700 Brauereien – und es werden immer mehr.

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Neuer Erfahrung: Bewertet wurde auf Tablets

Am liebsten brauen die brasilianischen Biermanufakturen wohl Pale Ale, India Pale Ale und bayerisches Hefeweizen. In diesen Kategorien gab es die meisten Einreichungen. Zudem verkostete die Jury neben massenhaft Witbieren auch süffige Kölsch, nachtschwarze Stouts und alkoholreiche Barley Wines. Am spannendsten war – vor allem für die internationale Jury – der neue brasilianische Stil „Catharina Sour“. Zwar war dieses Sauerbier als eigene Typologie in der Jury noch etwas umstritten, weil es sich dabei eigentlich nur um eine Abart der Berliner Weisse handelt, die allerdings mit zahlreichen Früchten angesetzt ist. Aber einige davon sind sogar mit landestypischem Obst wie Guave, Maracuja, Pitanga, Butia oder Umbu aromatisiert und – wie ich fand – ein wahrer, fruchtig-frischer Hochgenuss.

Brasilien: Feiner Hopfen unterwegs

Liebe Craft-Community,

in den nächsten 14 Tagen werdet ihr ausnahmsweise mal nichts von mir hören. Ich fliege heute nach Brasilien, wo in Sachen Craft-Bier inzwischen ganz schön was los ist. Noch in dieser Woche sitze ich in der Jury des „Brazilian Beer Contest“. Der Award findet im Süden des Landes, in der von deutschen Einwanderern gegründeten Metropole Blumenau statt. Anschließend bin auf Recherche-Tour zu den coolsten Brauereien des Landes. Dabei geht des durch abgelegene Regionen im Landesinneren, über Sao Paulo bis nach Rio de Janeiro. Nach meiner Rückkehr berichte ich Euch gern, was sich so in der brasilianischen Bierszene tut und welche spannenden Sude es dort zu probieren gibt. Bitte habt etwas Geduld.

In diesem Sinn, feingehopfte Grüße

Eure Mareike

Interview: Ein Berliner braut in Brasilien

Sebastian Mergel in der Colorado Brauerei in Brasilien
Sebastian Mergel in der Colorado Brauerei in Brasilien

Sebastian Mergel, Chef der Bierfabrik in Berlin, flog kürzlich über den großen Teich bis nach Brasilien um sich in der dortigen Craft-Bier-Szene umzusehen. Wie es zu der Reise kam, welches Bier der Berliner mit den Brasilianern braute und wie sich die Hopfensäfte von den hiesigen unterscheiden erzählt Sebastian im Interview:

 

Sebastian, was war der Anlass für Deine Bierreise nach Brasilien?

Ich bin als Vertreter der Global Association of Craft Beer Brewers (GACBB) von Rodrigo Silveira, dem Organisator der „Slow Brew Brasil“ eingeladen worden. Rodrigo ist Gründungsmitglied des GACBB und stolzer Besitzer von Invecta, einer der innovativsten Brauereien in Brasilien. Aber im Grunde war ich in Brasilien, um mir die dortige  Craft-Bier-Landschaft mal anzusehen.

 

…und was geht so ab in Südamerika?

Brasilien hat eine unglaublich vitale und innovative Craft-Bier-Szene. Ich war überrascht, wie innovativ und vital sich die Brauer dort austoben können. Sie arbeiten eng zusammen und unter ihnen findet ein reger Austausch statt. Auch international sind die Beer-Maker sehr gut ausgerichtet.  Invicta hat beispielsweise mit Sixpoint (USA) ein gemeinsames Bier gebraut, Tupiniquim konnte ein Projekt mit Evil Twin (Dänemark) umsetzen und Urbana hat mit der niederländischen Brauerei Brouwerij t’ij eine neue Kreation auf den Markt gebracht.

 

Gruppenbild vor der Invicta Brewery nach dem Gemeinschaftssud zwischen Brussels Beer Project, Invicta, Bierfabrik
Gruppenbild vor der Invicta Brewery nach dem Gemeinschaftssud zwischen Brussels Beer Project, Invicta, Bierfabrik

Auch Du hast mit den Brasilianern ein Bier gebraut. Was ist das Besondere daran?

Zusammen mit dem „Brussles Beer Project“ und Invicta haben wir ein GACBB- Gemeinschaftsbier umgesetzt. Dabei war uns wichtig, dass dieses Bier die speziellen Einflüsse aus allen drei Ländern in sich vereint, also Brasilien, Belgien und Deutschland. Die gemeinsame Planung, die Entwicklung des Rezepts und letztendlich die Umsetzung in der Invicta Brauerei haben uns viel Spaß gemacht.

 

Wie unterscheiden sich die brasilianischen Biere von unseren?

Ich würde da keinen länderspezifischen Unterschied ziehen. In Brasilien gibt es einerseits genau so wie in Deutschland die Biere der Großkonzerne, und  auf der anderen Seite die Biere der unabhängigen Handwerksbrauereien. Jenseits der Craft-Bier-Szene haben wir aber in Deutschland doch noch immer eine größere Vielfalt.

 

Du warst auch auf der Biermesse „Slow Brew“. Was waren deine persönlichen Highlights?

Es war toll eine so entspannte Biermesse zu erleben und eine so gigantische Vielfalt präsentiert zu bekommen. Besonders begeistert haben mich aber die vielen Sauerbiere. Als wir in Brasilien ankamen, haben wir gerade den Berliner Herbst hinter uns gelassen, während dort gerade der Sommer begonnen hat. Und in dr brasilianischen Hitze kann man echt nicht den ganzen Tag über Stout und IPA trinken. Ein erfrischendes „Sour me not“ von Way Beer erwies sich bei solchen Temperaturen als perfekt.

 

"1000 IBU" Imperial India Pale Ale - Invicta Brewery
„1000 IBU“ Imperial India Pale Ale – Invicta Brewery

Und welche brasilianischen Biere sollten Craft-Bier-Fans unbedingt mal probieren?

Das „1000 IBU“ von Invicta ist ein fantastisches Imperial India Pale Ale. Außerdem kann ich jedem nur die Biere der Brauerei Colorado ans Herz legen. Beide Brauereien liegen übrigens in Ribeirão Preto in der Region Sao Paulo.