Brauer Portrait: Isarkindl – Vom Innovationswettbewerb zur eigenen Marke

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Xaver Amler, Mitgründer von Isarkindl. Foto: Christin Büttner

Helles gehört für Bayern zum Grundnahrungsmittel. Außerdem liegt es derzeit wieder voll im Trend. Doch verlangt genau dieser Bierstil nach neuen Interpretationen. Das finden auch Simon Klur (26) und Xaver Amler (28), die dem Traditionssud wieder mehr Leben einhauchen wollen. Die Studenten an der TU München in Weihenstephan sahen im Jahr 2014 ihre Chance beim uni-internen Innovationswettbewerb. So starteten die beiden vor zwei Jahren ihr Kreativprojekt. Ihre Grundidee: ein Helles zu brauen, dass nicht einfach nur klassisch mit unter- oder obergäriger Hefe vergoren ist. Also gaben sie belgische Brettanomyces-Hefe in den Sud, die im Aroma einen typischen Pferdedecken-Charakter vorweist. Ein Jahr später, also 2015, gründeten sie die Marke „Isarkindl“.

 

 

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Simon Klur, Mitgründer von Isarkindl. Foto: Christin Büttner

Mittlerweile bringt Isarkindl zwei Sorten auf den Markt, von denen sie allein im Mai mehr als 15.000 Flaschen verkauften. Neben dem modern interpretierten Hellen mit Aromahopfen steht auch ein Bier mit dem Namen „Schmankerl“ in den Regalen. Dieses kupferfarbene Märzen schmeckt richtig  süffig und ist mit blumigen Hopfennoten abgerundet. Zwar planen die Jungbrauer noch weiter Kreationen, aber zunächst wollen sie sich auf die aktuellen Sorten konzentrieren, um damit ihre Marke weiter voranzutreiben.

 

 

 

  1. Was ist passiert, damit ihr euch für den Brauer-Beruf entschieden habt?

Simon: Während der Schulzeit habe ich nach einem Studium mit viel Naturwissenschaften und einem praktischen Bezug gesucht. Naja, die Praxis innerhalb des Studiums fiel dann geringer aus als erwartet, aber da kann man sich ja selbst drum kümmern.

Xaver: Ich hatte Leistungskurs Chemie. Und wollte eigentlich nicht die Facharbeit in diesem Fach schreiben. Aber das Thema nahm ich dann doch gerne an: „Brauen eines hellen Lagerbieres und Vergleich zwischen modernen und klassischen Biersorten“. Dafür musste ich auch eines brauen. Das alles hat so viel Spaß gemacht und Interesse geweckt, dass ich das Brauerstudium in Weihenstephan angefangen hab. Mit Erfolg! Bin grade dabei, die Masterarbeit fertigzustellen.

 

  1. Wann habt ihr euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Simon: Vor etwa vier Jahren. Es war ein dunkler Weißbierbock. Guad wars! Aber ich muss zugeben:  allerdings mit Hilfe eines erfahrenen Hobbybrauers.

Xaver: Das war während meiner Facharbeit in der Schule. Es war ganz furchtbar! Trotzdem habe ich das Abitur bestanden. Damals wusste halt noch niemand, dass moderne Biersorten so etwas wie Craft-Biere sein können, nicht mal die Lehrer.

 

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben euch am meisten inspiriert?

Simon: Giesinger.

Xaver: Maxlrainer! Liegt bei mir um die Ecke, daher hatte ich viele Jahre als Schüler dort immer wieder Ferienjobs gemacht. Ich musste Fässer waschen und Leergut sortieren –  Depperljobs eben. Aber die haben auch Spaß gemacht. Gute Freunde von mir machen das heute noch, weil in Maxlrain ein geiles Betriebsklima herrscht und die Chefs toll sind. Außerdem sind deren Biere handwerklich große Meisterleistungen!

Inspiriert hat mich aber auch Camba Bavaria. Hier habe ich ein 4-monatiges Praktikum bei BrauKon gemacht. Zum Mittagessen war ich im Wirtshaus nebenan. Und geil ist das Camba Pale Ale frisch aus dem Fass zum Feierabend!

 

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würdet ihr dem besten Freund empfehlen?

Simon: Jetzt gerade „Miami Weiße Cuveé“ von Lucky Bastards, meine liebste Entdeckung auf dem Craft Bier Fest München.

Xaver: Das Urban Chestnut „Hopfenperle – Lager“ – habe ich vorgestern erst getrunken. Der Wahnsinn! Ein affenstark gut gebrautes Lagerbier mit deftig frischen Hopfennoten.

 

  1. Was sind eure Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Simon: Kreativität.

Xaver: Frisch und charakterstark.

 

  1. Und was sind eure Lieblings-Hopfensorten?

Simon: Hersbrucker, Nelson Sauvin, Aurora.

Xaver: Mandarina Bavaria, Cascade, Hersbrucker und viele andere alte Aroma-Landsorten.

 

  1. Mit welcher berühmten Person würdet ihr gern mal anstoßen und warum?

Simon: Pumuckl! Er ist einfach der coolste Biertrinker überhaupt.

Xaver: Pumuckl? Da wäre ich sofort dabei, aber den sieht ja nicht jeder. Wenn dann also nur der Simon oder nur ich, je nachdem…

 

„Babo blue“: Blaue Stunden mit blauem Bier

Blaues Bier
Blaues Bier

„Wer Interesse wecken will, muss provozieren“: Unter diesem Motto entwickelten die Studenten Robin Stein, Patrick Loy, Hans-Kaspar Mayer, Josef Kimberger und Ludwig Gerlinger des Studiengangs Brauwesen und Getränketechnologie an der TU München in Weihenstephan das angeblich erste blaue Bier der Welt. Im vergangenen Jahr gewannen sie damit sogar den von der Uni ausgerichteten Innovationswettbewerb für Getränke und Lebensmittel (IGL).

Und das Interesse an dem knallblauen „Babo blue“ ist groß. Jetzt ist es auf dem Markt. Nebst einigen Filialen der Handelskette Globus, lokalen Getränkemärkten, diversen Kneipen sowie Mensen des Studentenwerks München kann man das 2,9-prozentige Biermischgetränk auch auf Reisen im Flix-Bus trinken. „Nur blöd, dass Flix-Bus bald die Farbe ändert“, bedauert Brauer Robin Stein.

Das Babo blue Team bei der Release Party vergangene Woche
Das Babo blue Team bei der Release Party vergangene Woche

Der erfrischende und fruchtig schmeckende Trunk der Weihenstephaner setzt sich aus 60 Prozent Kölsch, gehopft mit Hallertauer Perle, und 40 Prozent Beerenlimonade aus Brombeeren, Johannisbeeren und Heidelbeeren, zusammen. Um akzeptable Mengen für den Verkauf zu realisieren, gingen die fünf Studenten eine Kooperation mit der Privatbrauerei Gebr. Mayer in Ludwigshafen ein. Mitte März füllen sie den zweiten Sud ab: 55000 Flaschen.

Fazit: Ok, an die Farbe muss man sich erst gewöhnen, erinnert doch stark an Happy-Hour-Drinks vom Typ „Swimming Pool“ oder „Blue Lagune“. Aber das Biermischgetränk – das muss man dem Studenten-Team wahrlich lassen – schmeckt wirklich super: Fruchtig, süffig und nicht zu süß. Sicherlich eine Alternativ zu Radler oder Ruß. Kann man auch auf der Braukunst nächstes Wochenende probieren.

Übrigens: Morgen findet wieder der Vorentscheid des Innovationswettbewerbs 2015 mit 21 Produkten statt. Acht Biere, sieben Biermischgetränke und sechs alkoholfreie Varianten werden von qualifizierten Verkostern degustiert.