
Vor drei Jahren war Marc Rauschmann einer der Ersten, die Craftbier in Deutschland produzierten. Er reiste mit einem Bekannten durch die USA, Belgien und England um sich von der Kreativbierszene inspirieren zu lassen. Voller Begeisterung wollten sie diese Art von Bierkultur auch hierzulande etablieren. Rauschmann gründete schließlich 2010 zusammen mit seinem Geschäftsführerkollegen Thorsten Schreiber die „Die Internationale Brau-Manufacturen GmbH“. Diese wiederum ist Teil der Radeberger Gruppe. Mehr als 400 Märkte wie Edeka, Rewe oder Frischeparadies verkaufen hier bereits Braufactum-Kreationen.
Rauschmann ist zuversichtlich: „Die Dynamik im Craftbier-Markt wird weiter zunehmen, der Trend ist nicht mehr aufzuhalten.“ Das Problem der deutschen Kreativ-Brauer sieht er jedoch in einer mangelnden Vernetzung untereinander. Besonders wichtig sei es, zusammen neue Braukonzepte zu entwickeln und sich auszutauschen. Nach Marc Rauschmanns Meinung gibt es bislang nur wenige Kollegen, die diesen Beitrag leisten. In einer Vier-Säulen-Theorie definiert der Braufactum Geschäftsführer die Craftbier-Szene: „Handwerk, Offenheit, Reisen und Vernetzung“. Eine Selbstverständlichkeit sei es dabei, die besten Zutaten zu verwenden und das Reinheitsgebot so zu verstehen, dass keine Zusatzstoffe beigemischt werden.
Marc Rauschmann tourt von Termin zu Termin, deswegen bedauert er, dass er nur wenig Zeit zum Brauen hat. Irgendwann möchte er kein Gypsi-Brewer mehr sein, sondern seine eigene Brauerei führen. Auch wenn Kritiker ihn nicht als echten Craft-Brauer sehen, weil hinter Braufactum nicht nur der Biergigant Radeberger sondern auch der internationale Oetker-Konzern steht, so ist er dennoch einer der wichtigsten Promotoren der jungen Craftbier-Szene in Deutschland. Wie kaum ein anderer hat Rauschmann das Thema Kreativ-Biere angeschoben und nutzt damit sicherlich der ganzen Branche.
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Marc Rauschmann
1.Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Das war Mitte der 1980er Jahre, daran kann ich mich noch gut erinnern. Meine Handball-Mannschaft hat damals ein wichtiges Turnier gewonnen, auf diesen Sieg haben wir dann alle mit einem Bier angestoßen. Ich war Neuem gegenüber schon immer sehr aufgeschlossen, die Vielfalt der Biere hat mich jedoch besonders fasziniert.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
Ich war immer naturwissenschaftlich interessiert und habe zudem gerne im Garten Gemüse und Obst angebaut. Als Hesse habe ich dann selber unsere Äpfel gekeltert und Apfelwein hergestellt. Es macht Spaß mit natürlichen Rohstoffen zu arbeiten und etwas mit den eigenen Händen herzustellen. Mit der Hobbythek zum Thema Bierbrauen habe ich dann angefangen Zuhause Bier zu brauen, zunächst mit dem Entsaftertopf meiner Mutter und dann mit einem Kupferwaschkessel über dem offenen Feuer im Garten. Spätestens dann war klar, dass dieses Hobby mein Beruf wird. Das Brauen hat mich nicht mehr losgelassen.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
Unser IPA Progusta. Als wir Progusta vor über drei Jahren in Deutschland entwickelt haben, war IPA in Deutschland völlig unbekannt. Viele haben uns für verrückt gehalten, ein so ungewöhnliches Bier hier in Deutschland zu brauen. Zudem dachten viele Brauer, dass das Hopfenstopfen nicht konform mit dem Reinheitsgebot sei. Heute wissen alle, dass das Reinheitsgebot erlaubt, den Hopfen auch nach dem Kochen zuzugeben. Nun reden viele Brauer und Bierliebhaber auch in Deutschland über IPAs – drei Jahre, die in Deutschland in Bezug auf Bier schon einiges verändert haben.
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Eine gute Balance. Es ist z.B. keine Kunst viel Hopfen in die Würzepfanne oder später in den Lagertank zu geben, die Kunst ist es, je intensiver die Aromen und je stärker die Bittere ist, immer noch ein gut ausbalanciertes Bier zu brauen. Zudem gehört es dann auch dazu sicherzustellen, dass das Bier so beim Verbraucher ankommt. Dies kann durch zeitnahes Trinken nach der Abfüllung oder eine ununterbrochene Kühlkette geschehen. Gerade bei IPAs ist diese aufgrund der höheren Bittere sehr wichtig, da diese durch unsachgemäße Lagerung schnell nachhängend und unangenehm wird. Es ist immer schade, wenn die Arbeit des Brauers durch einen unsachgemäßen Transport bzw. Lagerung zunichte gemacht wird.
5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?
Zur Zeit Saphir, Citra und Cascade. Auch der Hallertauer Mittelfrüh (in der Kalthopfung) hat es mir angetan, weswegen wir ihn mit dem Citra bei unserem IPA verwenden. Aber es gibt noch so viel auch bei den altbekannten Hopfensorten zu entdecken, wenn man diese nicht nur zur Bitterung in der Pfanne einsetzt, sondern beispielsweise auch vermeintliche Bitterhopfensorten zum Hopfenstopfen nimmt. Ich denke, dass alle Hopfensorten ihren besonderen eigenständigen Charakter haben, dieser jedoch oft erst zusammen mit dem dazu passenden Bierstil entdeckt werden muss.
6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?
Bei meiner Familie.
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Spaß haben. Die Offenheit für Neues erhalten, mir selber treu bleiben, mit Braufactum den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und Craft Biere in Deutschland fest zu etablieren.