Hoppy Birthday Pilsner: Von Böhmen in die Welt

Das Tor zu Pilsner Urquell. Credit: Visit Pilsen

Tschechien gilt als europäische Bierregion schlechthin. Das Land zählt heute mehr als 600 Brauereien und die stets durstigen Einwohner halten mit rund 140 Litern Bier pro Kopf immer noch den Spitzenrang beim weltweiten Bierkonsum. Als Hotspot der Region gilt die Universitäts- und Bistumsstadt Pilsen, im Westen des Landes in Böhmen gelegen. Hier in der viertgrößten Stadt Tschechiens können die rund 500.000 jährlichen Touristen mit Knoblauchsuppe, Gulasch und Böhmischen Knödeln nicht nur traditionell speisen, sondern vor allem die weltweit bekannte Bierkultur genießen.

Denn aus Pilsen stammt das Pilsner, das heute, am 5. Oktober, sein 180. Jubiläum feiert. Geburtsstätte des Pils, wie der Bierstil meist international als Kurzform bezeichnet wird, ist die heutige Brauerei Pilsner Urquell, (tschechisch Plzeňský Prazdroj) die sich unweit des Stadtzentrums befindet. Von dort aus trat der Sud Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug um den Globus an. Doch nicht immer war das Bier aus Pilsen so beliebt. Damals soll es mehr als 260 Braurechte in der Stadt gegeben haben, doch kein Produzent schaffte es – den Überlieferungen zufolge – einen vernünftigen Sud zu produzieren. Das Gebräu hatte damals einen solch üblen Ruf, dass es der Bürgermeister sogar aus Protest fässerweise auf dem Rathausplatz auskippen ließ. So taten sich die Brauer der Stadt zusammen, um aus den vielen kleinen Braustätten nur eine Brauerei zu errichten. Daraus wurde der „Bürger Bräu“, der heute Pilsner Urquell heißt.

Credit: Visit Pilsen

Die Location stand, das Equipment und gute Rohstoffe waren da, es fehlte nur noch das perfekte Rezept. So bestellten die Pilsner einen Braumeister aus Bayern. Als Josef Groll 1842 seine Reise gen Osten antrat, war ihm sein künftiger Ruhm wohl noch nicht bewusst. Seine Aufgabe war es ein untergäriges Bier mit hellerem Malz zu brauen – genauso wie er es aus der bajuwarischen Heimat kannte. Mit seiner Handwerkskunst, dem lieblichen Malz aus Mähren, dem böhmischen Saazer-Hopfen und dem angeblich sehr weichen, durch Sandsteinboden geflossenen Wasser, ergab sich ein gefälliger Sud nach bayerischer Brauart.

Reifekeller

Angeblich wird heute das Pilsner Urquell immer noch nach Ur-Rezept gebraut. Jedenfalls zeigt sich das traditionelle tschechische Pils frischgezapft in einem leuchtenden Goldton, getoppt von einem nassen, feinporigen Schaum. Es duftet würzig und malzig. Auf der Zunge breitet es sich vollmundig bei moderater Kohlensäure aus und präsentiert sich mit hoher Drinkability süßlich, würzig und hopfige Noten. Im Finish verabschiedete es sich mit gut ausbalancierten Bitteraromen.

Das alte Sudhaus

Wer Lust hat, sich auf die Spuren des Pilsners zu begeben, der sollte unbedingt mal eine Brauereiführung machen. Zu sehen gibt es historische Fotografien aus den Anfangstagen der Brauerei, die alten, ausrangierten Kupferkessel, das intakte Sudhaus, die Versuchsanlage und die tiefen Gewölbekeller. Highlight der Tour stellt das Zwickeln im Reifekeller dar, wo das unfiltrierte, eiskalte Bier aus uralten Holzfässern fließt. Zu viel sollte man allerdings nicht davon trinken, denn früher wurden – laut der Brauereiführerin – Kriminelle am Brauereikamin gehängt und Gäste, die zu viel Bier intus hatten, sollen im Rausch hier Geister gesehen haben.

Das aktuelle Sudhaus
Zwickeln

Mehr Infos zu Pilsen: www.visitpilsen.eu und www.visitczechrepublic.com