Die Hansestadt Stralsund pflegt eine mehr als 800-jährige Brautradition. Allein schon deshalb fühlt sich die unabhängige Braumanufaktur Störtebeker zum handwerklichen Brauen verpflichtet. Gut so! Das Familienunternehmen benannte sich nach dem in der Nord- und Ostsee wohl am meisten gefürchteten Piraten Klaus Störtebeker. Ob wohl die Biere zum Namen passen? Ich habe kürzlich mal ein paar aus dem Sortiment verkostet– einfach so und zum Essen.
Zuerst öffnete ich das gerade erst neuerschienene „Baltik Lager“ mit 5,5 Prozent Alkohol und 13,2 Prozent Stammwürze. Bernsteinfarben leuchtet es im Glas. In die Nase strömen dezente Aromen von Biskuit und Malz. Am Gaumen breitet es sich prickelnd und erfrischend aus. Hier zeigen sich die Hopfensorten Perle, Tradition und Cascade, die eine gewisse Herbe bringen. Das Malz steht ganz klar im Vordergrund und macht das Lager zum einem malzig-süßem, gut trinkbarem und süffigen Bier.
Um bei der Malzigkeit zu bleiben: jetzt das „Keller-Bier 1402“ mit 4,8 Prozent. Es ist strohgelb, getoppt von einem schneeweißen Schaum. Gebraut mit vier Hopfensorten: Select, Smaragd, Perle und Mandarina Bavaria. Im Geruch präsentiert sich das Bier malzig und etwas kräuterig. Im Geschmack dann sehr vollmundig und brotig mit einem Hauch von Sonnenblumenhonig. Dieses Lager könnte ein wenig mehr Alkohol gebrauchen und eine zusätzliche Handvoll vom Mandarina-Hopfen. Das würde dem Bier geschmacklich noch eins drauf setzen.
Besonders lecker zum Angus-Fleisch passte das „Atlantik Ale“ mit 5,1 Prozent Alkohol, gehopft mit Tradition, Perle, Cascade und Amarillo. Golden in der Farbe und einem frisch-fruchtigem Duft. Schmeckt leicht nach Zitrusfrüchten wie Limone und Grapefruit. Der Malzkörper ergänzt das feine Aroma. Im Finish bleibt eine leichte Grasigkeit zurück, die dem Bier jedoch eine leckere Frische verschafft. Diese Atlantikbrise passt gut zum Frühlingsanfang.
Kräftiger im Aroma kommt das „Roggen Weizen“ mit 5,4 Prozent daher. Das kastanienbraune Weißbier duftet nach reifer Banane. Am Gaumen schön vollmundig, zugleich spritzig, aber auch sehr gehaltvoll mit hefigen Bananen-Noten. Dieses Weizen macht ziemlich satt und eine Flasche davon kann schon mal das Abendbrot ersetzen.
Zuletzt noch das „Schwarz Bier“ mit 5,0 Prozent. Hier war ich noch mal richtig positiv überrascht. In der Farbe erinnert es an einen Espresso. Im Duft dann leicht röstig mit schokoladigen Noten. Im Geschmack kommt die Bitterschokolade stärker hervor und ergänzt sich mit einer angenehmen Röstigkeit und einem Hauch von Kakao. Das Bier umspielt samtig-weich die Zunge und macht es so zu einem angenehmen Dessert-Begleiter.
Fazit: Dass sich die Störtebeker-Brauer der Tradition verpflichtet fühlen, schmeckt man ganz klar aus den Bieren heraus: handwerkliche Qualität, saubere Stilistik bei hoher Trinkbarkeit. Was dem eingefleischten Craft-Genießer vielleicht fehlen mag, sind aufregende Geschmacksexplosionen. Ist aber – je nach Anlass – gar nicht so schlimm. Zum Essen passen die Störtebekers mit ihren doch eher unaufdringlichen Aromen wirklich gut. Von einem ein Piratenbier, dass den furchteinflößenden Namen Störtebeker trägt, könnte man jedoch etwas mehr Mut erwarten. Aber vielleicht wagt sich ja einer der Stralsunder Brauer irgendwann mal an einen richtig rebellischen Sud heran.