Craftbier des Monats: FrauGruber „Voodoo Priest“ – Schmeichelndes Schwergewicht

Zu meinem Buch-Release im März schenkte mir Enzo Frauenschuh von FrauGruber aus dem bayerischen Gundelfingen zwei ganz besondere, fassgereifte Biere. Eines davon war das „Voodoo Priest“, dass ich am Pfingstwochenende mit meiner Familie aufmachte. Dabei handelt es sich um ein Imperial Stout, das 17 Monate in Cherry Brandy-Fässern schlummerte. Das Schwergewicht legt 13,8 Umdrehungen vor.

Beim Einschenken fließt das Imperial Stout nachtschwarz und fast schon ölig ins Glas. Getoppt ist die dunkle Priester-Schönheit von einem mokkafarbigen, feinporigen und stabilen Schaum. Der Duft präsentiert eine Wundertüte an Aromen. In die Nase strömen Noten von Schokolade, Amarena-Kirsche, Vanille, Dörrpflaume, Zimt und Toffee. Auf der Zunge breitet sich ein cremig-weiches Mundgefühl mit einer sanften Süße aus, während sich schmeichelnde Aromen von Schokolade, Portwein, Cherry Brandy, Karamell, Toffee, Kirsche, Dörrpflaume und Vanille ausbreiten. Hinzu kommt ein dezenter Holzton. Im Finish bleiben die Aromen mit einer zurückhaltenden Herbe noch lange zurück.

Fazit: Wow, was für ein Bier! Das kräftige Imperial Stout zeigt sich komplex mit einem absolut harmonischen Aromaspiel. Und: Trotz des hohen Alkoholgehalts, erschlägt das Bier einen nicht. Der perfekte Digestif zum Teilen. Freue mich schon auf die andere Spezialität.

Wer mehr über FrauGruber, deren Philosophie und Biere wissen möchte, kann gern mal in „Bier Unser“ reinschauen.

BRLO & Lervig: „Rosinenbomber“ zum Wildgericht

Wer gerade in den kalten Wintermonaten auf starke Biere steht, der kommt an diesem Sud wohl nur schwer vorbei. Beim „Rosinenbomber“ handelt es sich nicht um die bekannten US-Flugzeuge, die 1948 bei der Berlin-Blockade durch die Russen mit selbstgebastelten Fallschirmen kleine Päckchen mit Schokolade, Kaugummi und Rosinen für die hungernden Kinder abwarfen. Dieses Bier ist vielmehr ein absolut spannendes Imperial Stout mit satten zwölf Prozent Alkohol – aber bestimmt kein Durstlöscher für den Familiennachwuchs. Entstanden ist das Bier in einer Kollaboration zwischen BRLO aus Berlin und Lervig aus der norwegischen Stadt Stavanger.

Beim Einschenken zeigt sich der „Rosinenbomber“ in einer nachtschwarzen Farbe und einer fast schon öligen Konsistenz. Getoppt ist das Stout von einem cremigen, espresso-farbenen Schaum. In die Nase strömen kräftige Malzaromen von dunkler Schokolade, Karamell und Kakao. Dazu kommen röstige Noten sowie Anklänge von Dörrobst, Kirsche und dunklem Rum. Auf die Zunge fließt das Stout malzig-aromatisch und breitet sich cremig-vollmundig aus. Auch hier zeigen sich deutlich die Malzaromen. Im Finish präsentiert sich ein Spiel aus alkoholisch-wärmenden und etwas brenzligen Noten zusammen mit einer sanften Malzsüße und einer deutlichen Röstbittere sowie 80 Bittereinheiten vom Hopfen.

Fazit: Der deutsch-norwegische Kollaborationssud ist definitiv nichts für schwache Nerven. Er ist eine aromatische Wucht, die man sich am besten mit ein oder zwei Aficionados teilt. Das Imperial Stout kann ich mir sehr gut zu deftigen Wildgerichten mit Preiselbeeren oder lang gereiftem Blauschimmelkäse vorstellen.

Frau Gruber & Brewheart: Erdnuss prallt auf Schokolade

Erdnussbutter mag ich in Reinform eigentlich überhaupt nicht. Im Bier dafür seltsamerweise aber umso mehr. So war ich schon voller Vorfreude, als ich las, dass Frau Gruber und Brewheart gemeinsam ein Chocolate Peanut Butter Imperial Stout rausbringen. Der nachtschwarze Sud heißt „Psychodelic Peanuts“ und legt ordentliche 10,8 Umdrehungen vor. Gebraut ist das Bier mit 25 Prozent Erdnussbutter und Kakaobohnenbruch – also ohne jegliche Zusatzstoffe, die sonst gern mal in Peanut Butter-Sorten stecken.

Beim Einschenken fließt das kräftige Stout geradezu wie Motoröl ins Glas. Ein dunkelbrauner, feinporiger Schaum toppt die Optik. Ein verführerischer Duft befeuert Aromen von Erdnüssen, Schokolade und Toffee in die Nase. Auf der Zunge präsentiert sich der Sud als saftige Melange mit einem sahnig-cremigen Mundgefühl. Im Geschmack zeigen sich primär die Erdnüsse und eine süßliche Schokoladenote. Dazu gesellt sich ein leicht salziger Anklang. Im Finish bleibt das Bier noch lange und etwas adstringierend zurück – ein echter Hammer.

Fazit: Das Experiment ist auf jeden Fall gelungen. Keine aufdringliche Bonbonniere, sondern ein schnörkelloser und direkter Trunk, bei dem Aromen von Nuss und Schokolade deutlich im Vordergrund stehen. Zugegeben stört mich etwas diese salzige Note, die ein bisschen den Eindruck nach gesalzenen Erdnüssen aus der Tüte weckt. Aber als Digestif ist dieser Collab ein wahrlich charakterstarkes Bier.

De Moersleutel: Stout trifft Lebkuchenmännchen

Wer noch nicht so recht in Weihnachtsstimmung ist, sollte unbedingt dieses nachtschwarze Imperial Stout probieren. In „Wanna Taste My Gingerbread Man?“ der angesagten niederländischen Craft-Brauern von De Moersleutel, stecken jede Menge winterliche Gewürze wie Ingwer, Vanille, Zimt und Muskatnuss. Hinzu kommen satte zehn Prozent Alkohol, die von innen wärmen.

Schon beim Öffnen der Dose springt einem ein Lebkuchenmännchen entgegen. Das Stout duftet nach Spekulatius, Vanille und den winterlichen Gewürzen. Im Mund breitet sich das Bier vollmundig mit einer cremigen Textur aus. Auch auf der Zunge erinnert der Trunk an einen würzigen Lebkuchen. Im Geschmack hält das Stout, was es in der Nase verspricht. Es gesellen sich allerdings noch schokoladige Noten und ein sanfter röstiger Touch hinzu. Im Finish ist eine zarte Hopfenbittere erkennbar.

Fazit: Dieses Bier zaubert definitiv Weihnachts-Feeling auf die Zunge. Die Aromen des Stouts in Kombination der Gewürze bildet eine tolle Symbiose. Mir ist es allerdings mit den zehn Prozent etwas zu wuchtig.

Omnipollo: Imperial Stout für echte Geeks

Die Macher der schwedischen Marke Omnipollo sind bekannt für ungewöhnliche und zum Teil auch extreme Sude, mit denen sie immer wieder polarisieren. Kürzlich probierte ich ihr Barrel Aged Imperial Stout „Aon Rum Mini Maple Cinammon Bites“ mit elf Prozent Alkohol und zusätzlichen Zutaten wie Rumrosinen, Vanille, Zimt, Ahornsirup und Pekannussaroma.

Optisch zeigt sich das im Rumfass gereifte Stout in einem tiefen Schwarz, getoppt von einem kakaobraunen Schaum. In die Nase strömen süßliche Aromen von Tonkabohne, Ahornsirup, Schokolade, Kakao, Karamell und eingelegten Rumrosinen. Im Antrunk zeigt sich das Bier ölig mit einer leichten Säure, bis es sich dann zu einer süßen Bombe mit Noten von Ahornsirup, Zimt und Vanille entwickelt. Dazu gesellen sich Anklänge von Rum-Pflaume, Pekannuss und Sauerkirsche. Im Finish bleiben die Aromen noch lange zurück.

Fazit: Ein Bier für echte Craft-Geeks, bei dem sich aber wohl die Geschmacksgeister scheiden. Für mich hat dieser Trunk ein wirklich interessantes Aromaspiel, das man unbedingt mal probieren sollte. Aber bei 11 Alkoholprozenten reicht ein Glas davon auch vollkommen aus.

Brouwerij Kees: Flüssiges Dessert zum Sonntagsmenü

Wer kennt das nicht: nach einem guten Mahl ist der Bauch eigentlich schon gefüllt, aber häufig gelüstet es noch nach einem leckeren Dessert. Klar könnte man noch Kekse, Pudding oder Kuchen futtern, aber als alternativer Nachtisch ist ein kräftiges Bier doch viel interessanter. Mein Tipp ist das „Caramel Fudge Stout“ mit 11,5 Umdrehungen von der niederländischen Brauerei Kees, das nach einem üppigen Festmenü jedes Dessert toppen kann.

Fast schon ölig fließt das kastanienbraune Stout ins Glas, ein kräftiger Mokka-Schaum liegt obendrauf. Der Trunk duftet attraktiv nach Milchschokolade und Karamell. Vollmundig-cremig legt sich dieses Hammerbier auf die Zunge und präsentiert sich im Aroma als süße Karamell-Schoko-Bombe. Im Hintergrund spielt noch eine zarte Kaffeenote mit. Der eingesetzte Mosaic-Hopfen wird von den malzigen Tönen vollständig verdrängt. Im Finish bleibt das flüssige Dessert noch lang und angenehm am Gaumen kleben, so als hätte man gerade ein Stück Schokoladentorte verspeist. Die angegebenen 45 Bittereinheiten sind so eingebunden, dass sie kaum wahrnehmbar sind.

Fazit: Dieses Imperial Stout ist eine herrliche Alternative zu Kuchen & Co. Aber zugegeben kann man auch nicht mehr als ein Glas davon genießen. Mit 11,5 Prozent Alkoholgehalt und der süßlichen Aromawucht kommt das „Caramel Fudge“ doch sehr mächtig daher.

Craft-Bier des Monats: Hammerharter Hasentrunk zum Osterfest

Zu besonderen Feiertagen soll es auch ein ganz besonderes Bier sein. So öffnete ich am Osterwochenende als Dessert das Oak Aged Imperial Stout namens „Black Rabbit“ von Frau Gruber Brewing aus dem bayerischen Gundelfingen und Bierol aus Schwoich in Tirol. Die Jungbrauer ließen das 12-prozentige Stout knapp ein Jahr in Haselnuss-Likör-Fässern zur Vollendung schlummern.

  • Brauerei: Frau Gruber Brewing und Bierol
  • Herkunft: Deutschland und Österreich
  • Bierstil: Oak Aged Imperial Stout
  • Alkoholgehalt: 12 Prozent
  • Farbe: nachtschwarz
  • Schaum: feinporig, cremig, mokkafarben
  • Fass: Haselnuss-Likör

In einer fast schon öligen Konsistenz fließt das nachtschwarze Imperial Stout ins Glas, getoppt von einem mokkafarbenem Schaum. Es duftet malzig und nussig sowie neben dunkler Schokolade und Vanille auch kräftig nach Kokosnuss. Auf der Zunge präsentiert sich ein cremig-weiches und dezent süßes Mundgefühl, begleitet von intensiven Schokoladennoten, nussigen und röstigen Tönen sowie einem Hauch von Armarenakirschen. Im Finish bleibt das schwarze Karnickel noch lang und sehr angenehm am Gaumen haften.

Fazit: Das Bier war nicht nur wegen seines Namens und den vielen kleinen Hasen auf dem Etikett das perfekte Osterbier. Geschmacklich zeigt es sich vielfältig und komplex. Frau Gruber hat mit „Black Rabbit“ meine Erwartungen wieder mal übertroffen, deswegen küre ich den dunklen Kollabsud zum Craft-Bier des Monats.

Munich Brew Mafia: Wärmflasche für Kapitäne 

Vorsicht, die Brew Mafia schießt wieder scharf: Gerade erst legten die Münchner ihr neues Imperial Stout namens „El Capitano“ vor, das zur Vollendung im Jamaica Rumfass schlummerte. Das nachtschwarze Hammerbier legt ordentliche zwölf Prozent vor und ist mit dem französischen Hopfen Barbe Rouge gebraut.

In die Nase strömen sofort Aromen vom Holzfass, die sich mit Zartbitter-, Rum- sowie Kirschnoten und einem sahnigen Touch vereinen. Auf der Zunge zeigt sich erst eine leichte Alkoholschärfe, bis sich Anklänge von Holz, dunkler Schokolade und Filterkaffee bemerkbar machen. Schließlich lässt sich noch ein Hauch Zitrus vom eingesetzten Hopfen wahrnehmen. Das Mundgefühl präsentiert sich cremig-weich. Im Finish verabschiedet sich das kräftige Stout knochentrocken mit röstig-malzigem Charakter.

Fazit: Dieses Bier ist definitiv eine flüssige Wärmflasche. Wer es stark mag, bekommt mit „El Capitano“ eine komplexe, runde und nicht zu überladene Spezialität. Aber: Unbedingt etwas wärmer trinken, damit sich das ganze Aromaspiel ausbreiten kann. Guter Schuss, liebe Brew Mafia.

Munich Brew Mafia: Wärmflasche für Kapitäne

Hoppebräu: Dunkle Verführung mit kräftigen Sherry-Kick

20181108_184059Auch wenn sich dieser Spätherbst als der wohl wärmste seit der Wetteraufzeichnung präsentiert, beginnt jetzt wieder die Zeit der fassgereiften Spezialitäten. Markus Hoppe von Hoppebräu ist wohl einer der ersten deutschen Craft-Brauer, der diese Saison mit einem frischgebackenen Imperial Stout mit stolzen 11,6 Prozent Alkohol einleitet. Sein „Oloroso“ lag mehrere Monate in einem gleichnamigen Sherry-Fass aus dem andalusischen Jerez. Oloroso-Sherrys gelten als besonders komplex und schwer, sie bezaubern meist durch ein Bukett mit Aromen von Karamell, Vanille und Nuss. Ob davon auch was in dem Hoppe-Stout steckt?

Beim Einschenken zeigt sich das espressofarbene Bier mit cremigem Schaum in einer fast öligen Textur. Das Stout duftet – äußerst appetitanregend – röstig-malzig mit Schokoladen- und Kakaonoten. Erst auf der Zunge geht das Aromafeuerwerk so richtig hoch. Vollmundig und cremig fließt die dunkle Verführung über die Lippen, bis sich ein komplexes Geschmacksspiel von süß-sauren, holzigen und röstigen Anklängen mit Noten von Vanille, Zartbitterschokolade, Nuss und Rosinen absolut harmonisch vereint. Ein langes, kraftvolles  Finish bleibt mit sehr schönem, herbem Kakao-Touch zurück.

Fazit: Das nenne ich mal einen gelungenen Saison-Start. Das Imperial Stout von Markus ist wahrlich eine komplexe Geschmacksbombe, die sich aber nicht überladen zeigt, sondern super harmonisch und ausbalanciert einen Aromatanz auf der Zunge hinlegt. Großes Kompliment an Hoppebräu. Übrigens: Mit so einem Bier als Geschenk, kann man sicher auch unter dem Weihnachtsbaum glänzen.

 

Hanscraft & Co.: Bayerischer Craft-Akt aus dem Whiskyfass

hanscraftstoutBäume verlieren ihre Blätterpracht, die Abende werden kälter und bald fällt wohl der erste Schnee: die Zeit der Imperial Stouts beginnt. Und zum Glück habe ich einen Kamin auf der Terrasse, vor dem ich kürzlich mein erstes 10-Prozentiges genossen habe. Welches? Das Black Nizza Motor Öl von Hanscraft & Co. Zugegeben, ich finde schon das „Normale” ziemlich gut. Aber jetzt legte Christian Hans Müller noch eine Schippe drauf: Der Aschaffenburger packte es ins Whisky-Fass – nicht in irgendeins, sondern vom bayerischen Feinbrenner Severin Simons. Das Ergebnis hat es verdient, mein Craft-Bier des Monats zu werden – und zwar nicht nur, weil es am knisternden Feuer wärmte.

  •    Brauerei: Hanscraft & Co.
  •    Bierstil: Imperial Stout
  •    Alkoholgehalt: 10,5 Prozent
  •    Farbe: Espresso
  •    Schaum: feinporig, cremig
  •    Malz: Roggen, Gerste, Weizen und Hafer

Dieses espressofarbene Stout mit 10,5 Umdrehungen und einer Hammerschaumkrone ist aus vier Malzen gebraut. Im Duft tummeln sich typische Fassaromen von Vanille und Mandel, dazu kommen Nuancen von Rosinen und Karamell. Auf der Zunge wirkt das Stout etwas scharf, mineralisch und dezent rauchig. Dann aber wird es samtig-weich und ein Film von Lakritz legt sich an den Gaumen. Dazu entwickeln sich Noten von Holz, Espresso und Zartbitterschokolade. Im Finish verabschiedete sich das Craftige mit einer angenehmen Säure von Sauerkirsche und der Herbe des Hopfens. Schoko- und Kaffeearomen bleiben noch lange zurück.

Fazit: Ich bin begeistert. Das Imperial Stout ist so vielschichtig, dass es bei fast jedem Schluck eine neue Geschmacksnote zu entdecken gibt. Bei aller Komplexität dieses Trunks, ist man jedoch nicht gleich übersättigt. Stout-Fans werden es lieben. Willkommen in der Zeit der Starkbiere.