
Bernhard Hecht gilt mit seiner Kreativbrauerei namens „Hecht German Craft“ in Pappenheim in Mittelfranken in der Craft-Bierszene noch als wahrer Geheimtipp. Kein Wunder, bisher setze der 49-Jährige mit seinem Sohn Florian auf regionalen Verkauf. Das soll sich jetzt allerdings ändern. Im Portfolio führen die beiden ein Red Lager, ein Amber Lager sowie ein Strong Dark Lager – alle bedingungslos hopfenbetont. Auf der BrauBeviale im vergangen November konnte ich alle drei Sorten probieren. Demnächst erweitern die Franken ihr Portfolio um ein „Callista Wheat“, auf das ich mich schon sehr freue. Bei mehr als 25 Jahren Brauerfahrung, schmeckt man Wissen und Können von Bernhard aus jedem Tropfen seiner Kreativdrinks heraus. Deswegen zählt er für mich zu den deutschen Top-Brauern.
Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Das war 1989, zusammen mit drei Freunden (einer davon war zufällig gelernter Brauer) im Gartenhäuschen in einem alten Wurstkessel. Es wurde ein Dunkles mit 13,9 % Stammwürze, das ich von der Brauereiberatung Speckner in Augsburg analysieren lies und mit dem ich nach Bewertung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft erstaunliche 5,0 Punkte erhalten habe.
Warum hast Du Dich für den Namen „Hechtbräu“ entschieden?
Das war eigentlich gar nicht so schwer. Mein Name ist ja irgendwie ziemlich speziell und selten. „Hechtbräu“ hat sich einfach gut angehört. Für meine Craft-Biere musste dann noch ein eigener Name bzw. Label gefunden werden, der ab Mitte 2015 wiederum mit „HECHT German Craft – made in Pappenheim“ auch sehr schnell feststand.
Was macht für dich ein außergewöhnliches Bier aus?
Bier muss mich neugierig machen. Wenn sich die Erwartung dann erfüllt oder sogar übertroffen wird und ich am liebsten sofort loslaufen möchte, um mir davon einen kleinen Vorrat anzulegen, dann ist es für mich ein außergewöhnliches Bier. Das ist dann auch absolut unabhängig ob „Craft“ oder „Klassisch“, denn auch für traditionelle Helle, Dunkles oder Weizen kann das zutreffend sein.
Welchen Biertyp trinkst du am liebsten und warum?
Da bin ich zum Glück für alles offen. Ich habe nur meine Probleme mit ganz extremen Rauchbieren. Prinzipiell kommt es aber auch eindeutig auf die Situation und die Stimmung an. Alles in allem bin ich aber doch ein absoluter Fan von untergärigen Lagerbieren in jeglichem Stil, egal ob hell, dunkel, hopfengestopft oder auch mal „vogelwild“.
Was sind deine Lieblingshopfensorten?
Meine zwei „Australier“ Ella und Galaxy. Die sind einfach einzigartig. Und der „Klassiker“ Amarillo mit seiner schönen Note von Bitterorange.
Welche Eigenschaften zeichnen deiner Meinung einen richtig guten Craft-Brauer aus?
Zuallererst natürlich Kreativität und Leidenschaft. Dazu die ständige Neugier und Offenheit für das Produkt Bier. Der Brauer muss absolut hinter seinem Bier und seinem Stil stehen, seine Idee und Inspiration dazu darstellen können und nichts machen, nur weil es andere auch machen.
Außerdem sollte er immer das Bestreben haben, sich nicht auf „seinen Lorbeeren“ auszuruhen, das heißt, kritikfähig zu sein und stets versuchen noch besser zu werden und sich weiter zu entwickeln. Und: immer gelassen bleiben und sich darüber im Klaren zu sein, einen der schönsten Berufe der Welt zu haben.
Was war das schrägste Bier das du jemals getrunken hast?
Hier fallen mir spontan zwei Biere ein: „Vroni’s Blueberry Stout“ von David Hertl, das geschmacklich schon interessant war, aber im Glas aussah wie die abgezogene Haut von Paulchen Panther. Und von Freigeist Bierkultur die „Atlantis Gose“ mit eingebrauten Austern, die stark nach „saurem Salzhering“ geschmeckt hat.
An welchem Ort der Welt würdest Du mit deinem besten Freund gern ein Bier trinken?
Bis jetzt bin ich einfach nicht dazu gekommen, aber es war schon immer mein absoluter Wunsch: Eine „Kneip(p)tour“ quer durch Irland.
Und was hast du als nächstes vor?
Der größte Fokus im Jahr 2017 steht auf „Hecht German Craft“. Mit meinem Sohn Florian (24), der derzeit seine Ausbildung zum Brauer macht, ist es unsere Priorität, die Marke aus ihrem regionalem „Dornröschenschlaf“ zu erwecken, deutschlandweit bekannter zu machen, um somit dem Namensteil „German“ gerecht zu werden. Für mich ist jetzt schon das persönliches Highlight die Präsentation auf der Braukunst Live in München, die mir Frank Böer durch das „Braukunst Lab“ ermöglicht.
Biertechnisch möchte ich, meinem Credo zufolge, die drei bestehenden Sorten „Amberella“, „Cascarillo“ und „Pappenheimer German Ale“ noch weiter perfektionieren. Außerdem wollen wir neue Ideen mittels eines „Collabrews “ umzusetzen, da ja bekanntlich im „sturen“ Bayern gewisse Hindernisse hinsichtlich alternativer Zutaten bestehen.