Gastbeitrag: Bieretiketten – Formen, Angaben und andere wissenswerte Fakten

Ein Gastbeitrag von Robin Vieregge

Was ein hervorragendes Bier ausmacht – ganz klar. Guter Hopfen, eine gute Mischung und ein guter Braumeister, schon sind die besten Voraussetzungen für eine geschmackliche Explosion getroffen. Doch es gibt noch einen anderen Weg, ein Bier einzigartig zu machen: Mithilfe der Bieretiketten. Was genau versteht man eigentlich unter diesen speziellen Aufklebern, in welcher Form gibt es sie und gibt es bestimmte Gesetze, die eingehalten werden müssen?

Welche Formen können Bieretiketten annehmen?

Wer einmal im Getränkemarkt vor einer Feier mit dem Durst nach Bier unterwegs war, der wird bemerkt haben, dass es viele verschiedene Arten von Bier gibt. Und eine ebenso große Vielfalt wie bei den Biersorten gibt es dementsprechend auch bei den Etiketten. Diese können verschiedene Farben, Formen oder Positionen annehmen, welches je nach Bier einen anderen Eindruck erzeugt und die Aufmerksamkeit des Kunden erregen soll. Ganz abgesehen davon, was letztendlich auf den Bieretiketten aufgedruckt ist, also womit die Hersteller werben, gibt es einige Etikettenformen, die generell unterschieden werden können.

Die klassischen Bieretiketten, denen Du wahrscheinlich am häufigsten begegnest, befinden sich am dicken Teil der Flasche. Hierbei spricht man umgangssprachlich vom Bauch, weshalb die meisten Etiketten auf Bierflaschen auch Bauchetiketten genannt werden. Je nach abweichender Position um ein paar Zentimeter kann daraus aber auch ein Rückenetikett oder ein Brustetikett werden.

Besonderheiten gibt es natürlich auch. So bezeichnet etwa der Begriff „Halsschleife“ ein Bieretikett, welches um den Hals der Flasche angebracht ist. Dazu gibt es noch verschiedene Siegeletiketten, die etwa die Haltbarkeit des Getränks aneignen, oder das sogenannte Biersiegel.

Was muss bei der Herstellung von der Etiketten beachtet werden?

Etiketten haben, neben der werbenden Eigenschaft, noch einen weiteren, für den Verbraucher äußerst wichtigen Sinn. Sie dienen als Kennzeichen von verschiedenen Angaben, zu denen der Hersteller gesetzlich verpflichtet ist. So ist etwa das Mindesthaltbarkeitsdatum, der Alkoholgehalt oder das Zutatenverzeichnis für den Konsumenten am bedeutendsten, aber auch andere Angaben wie die genaue Verkehrsbezeichnung oder diverse Infos zu Nährwerten oder Hersteller müssen auf den Aufklebern enthalten sein. Einige Gesetze oder Verordnungen bestimmen die korrekten Angaben auf den Kennzeichen.

Kontrovers ist die Angabe der Nährwerte. Eine relativ junge Gesetzgebung legt fest, dass alle Zutaten, nebst Kalorien, aufgelistet werden müssen.

Was müssen Bieretiketten aushalten?

Als Lebensmittelkennzeichnung müssen die Etiketten auf Bieren viel aushalten. Dazu zählt die schnelle Temperaturänderung, etwa wenn Du Dein Bier aus dem Kühlschrank mit an den See nimmst, aber auch die damit einhergehende Entstehung von Kondenswasser und anderen Umweltfaktoren. Der Hersteller nutzt also spezielle, äußerst widerstandsfähige Etiketten, damit Du Dein Bier zu jeder Zeit mit vollständigem Bier-Etikett auf der Flasche genießen kannst.

Wenn du mehr zu Bieretiketten erfahren möchtest, schau doch mal auf der Seite von Label Network vorbei.

Kommentar: Vom Selbstbild der Brauer

beer-bottles-797992_1280Aufmerksamkeit ist die härteste Währung in neu entstehenden Märkten. Diese Faustregel gilt auch für die noch junge Craft-Bierbranche, die sich gerade anstrengt uraltes Terrain mit ungewöhnlichen Hopfensäften neu zu definieren. Ihr Selbstbildnis: Kreativ, modern, originell und revolutionär. Dieses Image aber ist nicht immer stimmig. Es gibt viele Brauer, die zwar hervorragende Biere aus dem Kessel zaubern, diese aber mit eher trauriger Optik ins Regal stellen.

Meine Kritik gilt vor allem den Etiketten, die eigentlich das Aushängeschild für jeden Craft-Zauberer sein sollten. Wenn schon auf den Flaschen nur Langeweile und Tristesse geboten wird, dürfte sich wohl kaum ein Kunde vom Inhalt verführen lassen. Die Optik –  das wird leider häufig unterschätzt –  ist für eine Kreativbranche ein extrem wichtiges Element um Interesse beim Konsumenten zu wecken. Und außerdem weiß doch jeder: Das Auge trinkt mit.

Aber was sollte so manche Brauwerkstatt besser machen? Etiketten müssen Inhalt, Herkunft, Leidenschaft und den kreativen Charakter des Bieres repräsentieren. Spannende Drinks brauchen auch einen spannenden Auftritt. Eine emotionale Präsentation regt die Fantasie an und steigert die Spannung auf den Inhalt. Man muss es ja nicht gleich so weit treiben wie der bayerische Weißbierproduzent Georg Schneider, der mit künstlerischem Einsatz seine eigenen Etiketten malt.

Für alle anderen Brauer gilt, bei der Wahl des Außenauftritts wirklich echte Profis zu beauftragen und nicht den Werbe-Fuzzi aus dem Nachbardorf. Sonst kann das auch schon mal zu traurigen Entgleisungen führen. So jüngst geschehen bei der Röhrl Brauerei im bayerischen Straubing, die mit ihrer „Grenzzaun Halbe“ auf die aktuelle Flüchtlingskrise hinweisen wollte und das Haltbarkeitsdatum – ob bewusst oder unbewusst – sogar noch auf den Jahrestag der Reichspogromnacht legte. Nach so viel haarsträubenden Unsinn mussten die Straubinger das Bier schließlich vom Markt nehmen.

Aber es geht nicht allein um geschmackloses Flaschendesign oder hausbackene Optik. Wer sich für Kreativbiere interessiert, will auch wissen, was in der Flasche ist. Wahren Craft-Bierfans ist – neben allen gesetzlichen Angaben – vielmehr wichtig, welche Malz- und Hopfensorten verbraut wurden, wieviel Stammwürze und wieviel IBUs die Kreation erzielt. Damit werden schließlich keine Staatsgeheimnisse verraten, weil allein die Mixtur entscheidet. Solche Informationen aber regen zu Diskussionen an und machen neugierig auf den ersten Schluck – noch bevor er genussvoll die Kehle herunterrinnt.

Mein Kommentar erschien auch in „Hasenbeck’s Bierwelt“ im CRAFT Magazin.