
Die Verkaufspreise bei manchen Craft-Bieren lösen immer wieder Diskussionen unter den Fans aus. Darf ein Bier wirklich 25 Euro kosten, oder schrecken solche Preise nicht eher potentielle Craft-Bierfans ab? Zurzeit besteht ein echter Preiswirrwarr, der so manchen Genießer verunsichert und sogar abschreckt. Ist ein Bier, das zehn Euro kostet wirklich besser als ein handwerklich hergestelltes Bier für zwei Euro? Was darf ein gutes Craft-Bier wirklich kosten? Biersommelier Fabian Harrwich, der beim Craft Beer Store in Hamburg arbeitete und jetzt bei der Ratsherrn Brauerei tätig ist, vertritt dazu eine eigene Meinung:
Für mich gehört es neben dem Brauen spannender, innovativer, kreativer Biere genauso dazu, dass der Brauer sein Produkt entsprechend für den Verkauf kalkuliert. Ein Craft-Bier zeichnet sich, je nach Bierstil, u.a. dadurch aus, dass der Anteil der eingesetzten Zutaten höher ist. Also mehr Hopfen bei Pale Ales und IPAs oder mehr Malz bei Stout sowie Porter. Von daher sind allein die Herstellungskosten schon höher, als bei einem Bier das in großen industriellen Maßstäben produziert wird. Auch der Zeitraum, in dem ein Craft-Bier entsteht, dauert in den meisten Fällen länger und ist mitunter auch aufwendiger.
Auf der anderen Seite finde ich es allerdings noch viel wichtiger, dass die Verbraucher verstehen, warum ein Produkt auch mal etwas mehr kostet. Ist es qualitativ hochwertig, dann gestaltet sich der Preis eben auch mal etwas höher. Ich ziehe hier gerne den Vergleich zu guter Schokolade, Kaffee oder auch Wein. Bei diesen Produkten hat der Verbraucher bereits „gelernt“ nicht gedankenlos zu konsumieren, sondern sich mit den Geschmäckern, Aromen und Eindrücken mehr auseinander zu setzen. Der Preis sollte nicht vor einem Kauf abschrecken.
Ob ein Bier nun 25 Euro kosten darf, hängt von dem Bierstil ab. Für einen im Bourbon Fass gelagerten Doppelbock in einer 0,75 Liter Flasche ist dieser Preis absolut gerechtfertigt, wo hingegen für ein 0,33 Liter Pale Ale schlichtweg abstrus. Der entsprechende Preis sollte sich aus drei verschiedenen Faktoren gestalten: Gebindegröße, Bierstil und Herstellungskosten. Sein Bier unter Wert zu verkaufen ist genauso unfair gegenüber den anderen Craft-Bier-Brauern, wie astronomische Preise zu verlangen. Fazit: Ein gutes Ale darf so viel kosten, wie es dem Brauer wert ist.