Deutsche Top-Brauer: Christian Hans Müller von Hanscraft – „Bier muss mich zum Lachen bringen“

chm_01Zugegeben, ich habe noch kein Bier von Hanscraft aus Aschaffenburg genossen, das mir nicht geschmeckt hat. Erst kürzlich kürte ich ein fassgelagertes Stout zum Craft-Bier des Monats. Christian Hans Müller und sein Team wissen, was die Konsumenten wollen und liefert einfach hochwertigen Genuss. Was will man mehr?

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das war 1995 mit zwei Kameraden aus dem Fußballverein. Wir hatten das damals schon eine ganze Weile vor, bis wir es dann irgendwann mit einfachstem Equipment in der Miniküche meiner ersten Wohnung umgesetzt haben. Es ging jedoch gnadenlos schief, weshalb die anderen beiden hinterher keine Lust mehr hatten. Ich aber, als chronischer Pedant, hatte den Anspruch auf Fehlersuche zu gehen. Ich wollte herausfinden, warum es nicht klappte und wie ich es denn richtig hinbekomme. Also blieb ich dran, habe viel gelesen und probiert. Eigentlich waren meine Berufsweichen zunächst aber in eine andere Richtung gestellt.

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Hanscraft“ gekommen?

Zunächst whießen wir ja „Hans Müller“. Aber durch die Trennung von meinem damaligen Partner vor drei Jahren haben wir hier so viel überdacht und neu ausgerichtet, dass von Hans Müller an sich nicht mehr viel übrig war. Weder vom Auftritt, noch von allem anderen. Dazu kam dann, dass wir von den Leuten eine ganze Zeit lang nur noch als „Hanscraft“, dem eigentlichen Namen einer Produktlinie unseres Hauses, bezeichnet wurden. Das in Summe war Anlass genug, den ganzen Laden dahingehend umzubenennen. Und wie schon der alte Name baut der neue auf meinem zweiten Vornamen „Hans“ auf, den seit vielen Generationen jeder männliche Nachfolger des väterlichen Stammes trägt. Und daraus entstand Hanscraft – bestehend aus Hans und handcraft (Handwerk).

 Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss mich entweder umhauen oder mich zum Lachen bringen. Um das zu können, muss es etwas Neuartiges sein. Dafür muss es nicht zwingend meinem Geschmack entsprechen, weil es trotzdem handwerklich gut gemacht sein kann. Also im Prinzip eine runde Sache mit besonders kreativem Ansatz.

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Interessanterweise wechselt das je nach Stimmung. Ich hänge nicht ständig an einem Bierstil fest, sondern favorisiere mal den, mal den… so wie man mal lieber dies hört und mal jenes. Trotz allem haben da aber meist die hopfenbetonten und insbesondere die IPAs die Überhand.

 Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Horizon, Amarillo und Kazbek. Den Horizon bekomme ich leider nicht mehr, aber ich probiere auch immer mal gerne was Neues aus, was noch nicht so zwingend in die breite Öffentlich gerät. So z.B. letztes Jahr mit dem Kazbek. Auf dem bin ich voll hängengeblieben.

 Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Der braucht Persönlichkeit und Kompetenz. Das muss ein Macher sein, einer der das tut, wonach ihm ist und der sich nicht fremdbestimmen lässt. Er sollte natürlich wissen was er tut und auch tun, was es erfordert, gut zu sein. Dabei soll er die Extraportion Leidenschaft, eine hohe Schmerztoleranz und vor allem die Liebe zum Rohstoff besitzen. Wenn er dann noch gute Biere macht, hätte ich nichts mehr auszusetzen.

 Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Als ich mit meinem spanischen Brauerfreund Ernesto Anfang dieses Jahres in Schweden war, haben wir Ice Cream Ale getrunken – hell und dunkel. Man mag es kaum glauben aber es war wirklich abgefahren. Das Helle hat geschmeckt, wie eine Kugel Vanilleeis, das Dunkle wie Schokoeis. Diese Intensität hätte ich nicht erwartet.

 An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Ganz ehrlich, ich bin so viel unterwegs und bin in meinem Leben schon so viel gereist, dass der schönste Ort für ein Bier für mich und meinen besten Freund zu Hause auf meiner Terrasse ist. Am liebsten noch mit Zigarre und Rum und vor allem mit einem guten Gespräch über Gott und die Welt.

 Und was hast Du als nächstes vor?

Einmal wieder richtig Urlaub machen… Irgendwann.

 

Deutschlands Top-Brauer im Interview: David Hertl von der gleichnamigen Braumanufaktur, der aus der Küche seiner Muttern gerne mal ein Hopfendampfbad macht

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Es ist noch gar nicht lange her, da rührte ich gemeinsam mit David Hertl an seinem heimischen Sudkessel ein Pumpkin Ale. Nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Hopfensäft genießt der 26-jährige Franke in der Region den Ruf eines „bunten Hundes“. Für mich ist er vor allem einer der kreativsten Brauer der Nation.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier habe ich mit 15 Jahren in der Ikea-Küche meiner Mutter gebraut, als mir Bier noch nicht mal so richtig geschmeckt hat. Da mein Dad aber Winzer ist, war die Erzeugung von alkoholhaltigen Säften sowieso schon in der Familie etabliert. Und so habe ich mir damals gedacht, dass Bier brauen ja auch nicht so schwer sein kann. Falsch gedacht! Nach einem 15 stündigen Brausonntag habe ich die Kochstelle meiner Mutter in einem Hopfendampfbad hinterlassen. Das fand sie gar nicht so witzig, da sich Pressspanküchen mit Wasserdampf nicht gerade gut vertragen. Das Ergebnis war ein ziemlich herbes Pils, da ich beim Umgang mit Hopfen nicht gerade gespart habe, ganz nach dem Motto „viel hilft viel!“. Trotzdem haben wir es bis auf den letzten Liter getrunken. War ja schließlich „homemade“.

 

Wie bist Du dann zur eigenen Braumanufaktur gekommen?

Als aus dem Bierbrauen mehr als ein Hobby wurde, habe ich mich entschlossen professioneller Brauer zu werden. Nach Umbau des elterlichen, ehemaligen Bauernhofes und fünf Jahren Schwarzbrauerzeit, haben wir uns letztlich entschieden das Ganze offiziell als Gewerbe anzumelden. Da uns jeder schon mit dem Nachnamen kannte lag es auch nicht fern, uns „Braumanufaktur Hertl“ zu nennen – da bei uns ja schließlich alles handgemacht ist. Nun gibt es uns seit 2011 und wir brauen jedes Jahr rund 40 verschiedene neue Bierstile.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss überraschen und ich muss mir den Kopf zerbrechen wie man so etwas geschaffen hat!

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Schwierige Frage, da es ja so viele gibt. Kann mich da leider nicht festlegen. Aber im Sommer liebend gerne Sauerbiere und im Winter schwere Stouts gegen die fränkische Kälte.

 

Was sind Deine drei Lieblingshopfensorten?

Mosaic, Mosaic, Mosaic.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Begeisterung und Leidenschaft für das was er macht.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Ein „Davids Vader Imperial Stout“ (2014 zu Halloween) mit Marshmallows, Tonkabohnen und schottischen Torfmalz das spontan vergoren wurde mit der Flora Schlüsselfelds.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Gerne wieder in San Francisco in der Gasthausbrauerei „Thirsty bear“, in der ich vor vier Jahren noch gearbeitet habe.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Zunächst wird ein Pumpkin Ale abgefüllt was ich mit der lieben Mareike gebraut habe und demnächst stehen dann mal Kräuterbiere im Fokus.

 

 

Brauer-Portrait: Maximilian Valentin – Vom Schreibtisch zum Sudkessel

Max Valentin (links) und Max Krieger (rechts)
Max Valentin (links) und Max Krieger (rechts)

Maximilian Valentin verspürte ziemlich früh die Neugier zum Bier. Schon als Kind wollte er wohl auf dem Münchner Oktoberfest am Maßkrug naschen. Sein Vater erlaubte es ihm aber erst, als er den Humpen auch wirklich heben konnte. Doch dauerte es noch einige Jahre, bis Valentin zum „Bier-Geburtshelfer“ wurde, so wie er sich selbst nennt. Der 36-Jährige kommt aus der Medienbranche und ist somit kein ausgebildeter Brauer.

Trotzdem schaffte er es zu seiner eigenen Marke, zu seinem eigenen Bier. Vor rund drei Jahren lernte Max Valentin den Braumeister Maximilian Krieger aus dem bayerischen Riedenburger Brauhaus kennen. Und gewann ihn für sein Projekt. Krieger ist derjenige, der für Valentin die erste und aktuellen Sorte „Isar Helles“ am Sudkessel verwirklicht. Wie das Bier schmeckt, und woher es seinen Namen hat, lest ihr hier.

  1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?

Ich lege Wert darauf, dass ich „Bier-Geburtshelfer“ bin! Ich helfe wo ich kann, gebe meinen Senf dazu und hab Hopfen wie Biertyp mitbestimmt. Aber Brauer ist Maximilian Krieger vom Riedenburger Brauhaus. Der Brau-Ruhm gebührt also einzig und allein ihm. Irgendwann hab ich Max kennengelernt und dann hat es gerade mal drei Jahre (!!!) gedauert bis ISAR geboren war.

 

  1. Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier hab ich mit Max in `ner Braueule in `ner Ecke vom Sudhaus in Riedenburg gebraut. Ich fands super aber ich glaube, da hätte sonst was rauskommen können. Aber es kam sehr gut an.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?

Natürlich wieder Max, is ja klar. Dem schau ich am meisten zu und ich liebe ihn für seine Liebe zum Produkt. Das hört er aber nicht gern. In New York konnte die Jungs von der Brooklyn Brewery besuchen und denen über die Schulter schauen. Da herrscht irgendwie `ne Wahnsinnsatmosphäre. Das schreit nach Kreativität und Freiheit. Zwei Dinge an die wir auch glauben.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?

Das ist `ne schwere Frage, natürlich auf jeden Fall den Dolden Sud. Gerade in dieser Sekunde trink ich das Citra Sunshine Slacker von EVILTWIN. Das würde ich jetzt gerne mit meinem besten Freund trinken, weil zu zweit trinken immer mehr Spaß macht.

  1. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Es muss schmecken und Spaß machen. Für uns war noch Bio sehr wichtig, aber das ist unsere eigene Überzeugung, aber nicht unbedingt ein Kriterium für Craft-Bier. Über genaue Definitionen sollen sich andere Leuten die Köpfe zerbrechen. Ich steh nicht so auf Dogmen.

  1. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?

Saphir. Etwas unspektakulär aber gerade mag ich ihn sehr, auch wegen ISAR.

  1. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?

Christoph Schlingensief hätte ich gerne kennengelernt. Leider ist er zu früh gestorben, aber ich glaube das wäre ein großartiger Abend geworden und hätte in einem Abenteuer enden können. Oder mit Rocky Balboa zwischen Schweinehälften übers Leben reden, das wäre auch was gewesen. Ich glaub das Citra Sunshine Slacker ist jetzt alle…

Brauer-Portrait: Jan Brücklmeier – Vom Beruf zum Hobby und zurück

Jan Brücklmeier im Sudhaus
Jan Brücklmeier im Sudhaus

Jan Brücklmeier studierte zwar Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan. Aber nach einem Praktikum trieb es den heute 40-Jährigen Oberbayer in die Getränkeabfüllung und dann zum Anlagenbau in einem Lebensmittelunternehmen. In dieser Position war er weltweit unterwegs, lebte mal in der Schweiz, dann drei Jahre in den USA.

In Amerika kam die Leidenschaft zum Brauen zurück. Brücklmeier experimentierte mit Freunden und Nachbarn in der Garage. Wie er selber sagt, machte ihn diese Zeit „zum absoluten Hophead“. 2012 reiste er zurück nach Deutschland. Dort traf er seinen alten Kumpel Bernhard Sturm wieder. Sie stellten fest, dass beide auf Biere wie IPAs abfahren. Gemeinsam tüftelten sie Konzepte für eine Nebenerwerbsbrauerei aus. Auf der Braukunst Live lief Brücklmeier sein Studienfreund Philipp Frauendörfer über den Weg, der erzählte ihm, dass er kurz davor sei, eine Traditionsbrauerei in Traunstein, nähe des Chiemsees, zu übernehmen. Da passte plötzlich einiges zusammen. Die beiden Kumpel Jan und Bernhard zogen gleich mit ein, da Philipp neben herkömmlichen Suden zu brauen auch mit kreativen Bieren experimentieren wollte. Headless Brewing war geboren.

Die drei Oberbayern starteten vor kurzem mit dem Single Hop IPA „Indian Clipper“, das mit Centennial, „Cascadian Dark Ale“ und mit Cascade Hopfen aus Tettnan gebraut wurde. Als Highlight wollen die Brauer zweimal im Jahr ganz besondere Saisonal-Biere anbieten, die auch lagerfähig sind.

  1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?

Nachdem ich meine Schreinerlehre abgeschlossen und mein Abi auf der Berufsoberschule gemacht hatte, stand ich vor der Wahl, was ich studieren sollte. Nach dem Tag der offenen Tür in Weihenstephan und einigen Informationen zum Studium stand fest, das wollte ich machen. Fasziniert hat mich dabei der unglaubliche Facettenreichtum der Ausbildung und die Vielfalt des Lebensmittels Bier. Diese Faszination ist bis heute geblieben.

  1. Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Ich hab Anfang der 1980er eines der legendären ACME Brown Ale Kit von meinem Bruder geschenkt bekommen. Das waren so fertig-gehopfte Malzextraktdosen, die man mit Wasser vermischen und dann aufkochen musste. Danach abkühlen, Hefe dazu und fertig. Das Ergebnis war eine Katastrophe, aber meine Neugierde war geweckt. Ich dachte ich hab was falsch gemacht, bis ich Jahre später ein Newcastle Brown Ale trank und feststellte, dass die lasche Karbonisierung und der Geschmack so gewollt sind.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?

Am meisten prägte mich sicherlich mein dreijähriger Aufenthalt in den USA. Dort bin ich mit der sehr aktiven Craft-Bier-Szene in Berührung gekommen. Eines der am meisten inspirierenden Brauereien war für mich Founder’s aus Grand Rapids.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?

Founder’s Centennial IPA und Augustiner Hell, Hauptsache Abwechslung.

  1. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Es muss schmecken. Das ist das Wichtigste.

  1. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?

Centennial! Über den wurde mal gesagt: „A celebration of the gods in a medium compact cone form.“ Aber auch Amarillo und Simcoe gefallen mir. Im Allgemeinen gilt aber für mich das Gleiche wie beim Bier, ich mag die Abwechslung.

  1. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?

Ich weiß nicht ob er überhaupt Alkohol getrunken hat, aber mit Mahatma Gandhi würde ich mal gerne ein IPA trinken. Seine Gelassenheit, das Chaos dieser Welt zu ertragen und dabei ruhig zu bleiben, fasziniert mich.

Aber im Großen und Ganzen stoße ich auch sehr gerne mit guten Freunden und meiner Frau an, denn die erträgt das Chaos, das ich so verbreite ebenfalls sehr gelassen und bleibt dabei auch meistens ruhig.

Das Headless Brewing Team
Das Headless Brewing Team