Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Doro und Hans Wächtler von der „Bierbegeisterung“ aus Bamberg.

Hallo ihr beiden, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Euer Tagesgeschäft aus?
Da unsere Haupttätigkeit normalerweise die Entwicklung und Durchführung von Seminaren und Weiterbildungen im Bierbereich wie etwa der Bierbotschafter (IHK) und diverse Fortbildungsseminare im Rahmen des Institute of Masters of Beer sind, wirkt sich die heutige Lage auch deutlich auf unseren Arbeitsalltag aus. Wir können aktuell und bis auf weiteres keine Präsenz-Seminare anbieten. Unsere Kunden sind meist Biersommeliers, Brauereien, Gastronomie und Handel, die auch alle durch die Corona-Krise stark beeinflusst sind.
Aber den Kopf in den Sand stecken und rumjammern wollen wir nicht, sondern wir entwickeln neue Ideen und versuchen, wo es nur geht, die Branche zu unterstützen, um die Zeit sinnvoll zu nutzen. Wir haben uns, so wie viele unserer Kollegen auch, Gedanken gemacht, was wir in dieser Zeit Gutes für die Braubranche tun können und sind der Meinung: Gemeinsam überstehen wir das schon irgendwie. Deshalb haben wir uns bei der Initiative „Komm in die Hopfencrew!“ von BarthHaas® engagiert. Damit wollen wir noch mehr Leute darauf aufmerksam zu machen, dass die Hopfenbauern speziell von Ende April bis Ende Mai helfende Hände beim Hopfenausputzen brauchen.
Ein weiteres neues Projekt, das für uns Bamberger eine echte Herzensangelegenheit ist, ist der „Biershop Franken“, den wir gemeinsam mit Klaus Artmann (Inhaber des Biershop Bayerns und Biersommelier-Kollege) umgesetzt haben. Ziel ist es, die Brauereien in Franken zu unterstützen, die wie alle Brauereien mit den Gastronomie-Schließlungen und dem Wegfall der Feste zu kämpfen haben. Und natürlich denken wir dabei auch an alle Liebhaber der fränkischen Braukunst, die aufgrund von häuslicher Quarantäne nicht direkt zur Brauerei fahren können oder beim Getränkehändler ihres Vertrauens einkaufen können wie sonst.
Welche Probleme entstehen durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants?
Dadurch entsteht eine Vielzahl von Herausforderungen für alle Beteiligten. Zum einen sind das die wirtschaftlichen Probleme für Gastronomen und Angestellte. Zum anderen fällt durch die Schließungen auch für die Brauereien ein großer Absatzkanal weg. Nicht zu vergessen sind die Konsumenten, die es normalerweise gerne und oft in Anspruch nehmen, ein Bier mit Freunden und Kollegen nach Feierabend zu genießen. Das ist Lebensqualität, die uns da allen fehlt. Klar denken wir auch schon an die Zeit nach der Krise, denn es wird nicht auf Knopfdruck wieder wie vorher sein. Wir leben jetzt noch mehr als zuvor nach dem Motto: unterstützt die kleinen, regionalen Braugasthäuser, Restaurants, Bars etc. Jeder kann und muss seinen Teil dazu beitragen.
Jede Krise hat Sieger und Verlierer. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?
Wir sind der Meinung, dass neben dem großen wirtschaftlichen Schaden, den wir alle gerade erleben, der Fokus trotzdem noch auf dem Wesentlichen bleiben muss: Zusammenhalt in Familien, unter Freunden, in der Nachbarschaft und zu guter Letzt: Zusammenhalt in der Braubranche, denn nur gemeinsam sind wir stark!
Welche Tipps könnt ihr den Craft-Fans geben?
Kauft euer Obst und Gemüse auf dem Markt, kauft beim Bäcker und Metzger eures Vertrauens, besucht, sobald es wieder möglich ist, eure Lieblingsbrauereien und Lieblingsrestaurants und trinkt euer Lieblingsbier – und das alles regional!
Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?
Das können wir leider nicht vorhersehen. Wir hoffen, dass nicht noch mehr Brauereien schließen müssen als es aktuell schon der Fall ist. Und wir freuen uns sehr auf das Wiedersehen mit all unseren Freunden aus der Braubranche und darauf, gemeinsam ein kühles Bier zu genießen – denn was gibt es Schöneres auf der Welt?