
Christian Hans Müller wuchs im bayerischen Aschaffenburg auf, lebte dann einige Zeit in Nürnberg und Norddeutschland. Schließlich kam er zurück in seine Heimat, hängte seinen Beruf als Zahnmediziner an den Nagel, um seine eigene Biermarke zu kreieren. Back to the Roots kann man hier sagen: Die Vorfahren des 38-Jährigen waren Spirituosenproduzenten. Sein Großvater stellte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Dampfbrennerei im Schwarzwald Weinbrand her. Diese Marke nannte sich „Müller Dreistern“. Genau 100 Jahre später interpretierte der Nachfolger in vierter Generation diesen Weinbrand neu – allerdings als Bier, gelagert im Weinbrandfass.
Der Aschaffenburger ist aber nicht einmal Brauer. Erst im April dieses Jahres wurde Christian Hans Müller in Chicago als Diplom Biersommelier ausgezeichnet. Für den Brauprozess holte er sich Bierexperte Dieter Körner mit in den Betrieb. Mit der Marke „Hans Müller“ will sich das Team jetzt weiter in der gehobenen Gastronomie und im Spezialhandels positionieren.
Bisher brauten der ehemalige Zahnmediziner und sein Kollege drei Biere. Die neueste Kreation heißt „Bayrisch Nizza“. Ein urbayerischer, obergäriger Braustil auf Weizenmalzbasis gepaart mit drei Hopfensorten. Ziel der beiden Biersommeliers: Aus dem Schatten der großen Brauereien zu treten und den Genießern eine neue Biervielfalt zu bieten.
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Christian Hans Müller
1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Das erste, von dem ich wirklich weiß, dass ich mich dran erinnere, trank ich mit 14, auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
Ich stamme aus einer Spirituosen-Familie, die dieses Handwerk zur Perfektion führte, aber nicht über die Generationen fortführen konnte. Als ich mir 2010 Gedanken über die eigene Geschichte machte und diese mit meiner Leidenschaft, dem Bier, in Einklang brachte, entstand die Idee zur Craft-Bier-Marke „Hans Müller“ und ich kehrte der Zahnmedizin den Rücken. Die Branche ist spannend, mit so viel Potenzial nach oben. Deshalb möchte ich ein Teil von ihr sein und mit meiner Kreativität Zielgruppen erreichen, die bislang eher ausgespart, bzw. hauptsächlich mit Einheitsbrei versorgt wurden.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
Stolz macht mich, dass es mit Müller Dreistern gelungen ist, eine Nische in der gehobenen Gastronomie zu besetzen. Eine Nische, von der jeder zuvor behauptete, wir würden das nie schaffen.
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Verschieden. Das kann eine regionale Spezialität sein, die Getreu ihres Bierstils handwerklich top umgesetzt ist. Es kann auch ein neuartiges Geschmackserlebnis sein, das die Experimentierfreude eines guten Brauers wiedergibt. Oder eine internationale Spezialität, die hierzulande weniger Popularität genießt aber durch die besondere Tradition, die darin steckt, sehr attraktiv ist.
5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?
Citra, Centennial, Mosaic, Tettnanger, Perle
6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?
Ich bin schon viel umher gereist. Daher genieße ich die Heimat am meisten. Ich fühle mich in Aschaffenburg wohl, dort bin ich aufgewachsen. Für mich auch der schönste Ort der Welt, weil er der vertrauteste und der gemütlichste ist.
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Die Craft-Bier-Bewegung so gut es geht zu bereichern, sodass wir alle erkennbar aus dem Schatten der „Großen“ heraustreten und den Menschen einen großartigen Facettenreichtum an Bier bieten können. Aus eigener Konsumentensicht auch nicht ganz uneigennützig.