„African Beer Cup“: Bierreise ans andere Ende der Welt

Internationale Bierwettbewerbe sind für mich immer wieder ein Highlight – vor allem, wenn sie in Ländern stattfinden, in denen ich noch nie war. So reiste ich Mitte April nach Kapstadt, um als Jurymitglied und Table Captain beim „African Beer Cup“ mitzuwirken. Die Jury bestand aus 52 Männern und Frauen aus 16 verschiedenen Ländern rund um den Globus. Insgesamt verkosteten wir 230 Biere aus 20 afrikanischen Ländern. Das spannende war, dass neben den Klassikern wie International Lagers, Blond Ales und India Pale Ales in all ihren Spielarten auch Münchner Helles, Weißbiere, Tropical Stouts und Dunkles eingereicht wurden, wovon die besten Brauer Gold absahnten. In der speziellen Kategorie „Best of Show“ wurde das „Barrel Aged Sour“ von Richmond Hill Brewing Co. aus Südafrika zum Champion gekürt. Die gesamte Siegerliste gibt es hier.

Neben dem Verkosten standen auch einige Ausflüge zu Brauereien und Taprooms an. So waren wir am ersten Tag im „Spinal Tap“ im Stadtteil Woodstook. Die Macher der Location zapfen eine kleine, aber feine Bierauswahl von lokalen Brauereien wie 400 Brewing Co., Woodstock Brewing und Shackelton Brewing. Bei letzterem kehrten wir zu einem Abendevent ein, bei dem es neben süffigen Kölsch, Pale Ale und IPA traditionelles afrikanisches Essen wie Hühner- und Schweinefüße sowie Chakalaka und Ugali gab. Dabei handelt es sich um einen hartgekochten Getreidebrei aus Maismehl. Zum Probieren hatte ein heimischer Judge „Chibuku“ dabei – ein Bier aus Sorghum-Getreide, das auf den traditionellen hausgemachten afrikanischen Bieren von „Umqombothi“ basiert. Schmeckt säuerlich-getreideartig und zeigt sich in einer cremigen Konsistenz. Interessant, wird aber wohl nicht mein Lieblingsbier.

Eine weitere tolle Brauerei versteckt sich in einem Hinterhof in Woodstock, dem neuen Szeneviertel von Kapstadt. „Beerworks at the Yard“ nennt sich die Braustätte, in der der Chef sogar die Maiskolben für das Grillfest im Braukessel kocht. Nicht fehlen dürfen ein paar Biere mit Tacos bei „Jack Black Brewing Co.“ und eine Einkehr im „Banana Jam Café“ von „Afro Caribbean Brewing Company“. Wer es scharf mag, sollte hier zu den verschiedenen Suden wie Brown Ale, Belgian Triple, German Pilsner, Pale Ales sowie IPAs mal die Grilled Bacon Poppers oder Pulled Porc Tacos probieren. Veggie-Gerichte gibt es übrigens auch.

Und wer einen Trip ins Umland von Kapstadt plant, sollte „Charlie’s Garage Craft Brewing & Taproom“ mit vielfältiger Bierauswahl am Long Beach nicht missen. Zu den Highlights gehörte für mich zudem der Besuch bei der „Aegir Brewery“ in Noordhoek, die ein einzigartiges Ambiente mit Blick aufs Meer bietet. Die Bierkarte reicht von verschiedenen Pale Ales, NEIPAs, Porters sowie fassgereiften Spezialitäten und lässt das Herz von Bierfans höherschlagen. Tipp: Die Location ist nicht weit von der Küste entfernt, wo sich haufenweise Pinguine tummeln.

Fazit: Ich bin immer noch begeistert von dieser Reise! Zwar gilt Kapstadt nicht unbedingt als die sicherste Stadt der Welt, aber die südafrikanische Metropole hat so viel in Sachen Kreativbier zu bieten, dass sich eine Reise für Beer-Geeks absolut lohnt. Überall findet man coole Brauereien mit sympathischen Machern und Macherinnen sowie gemütliche Tap-Rooms mit einer grandiosen Bier-Vielfalt und tollem Essen.

Tolokazi Craft Beer: Südafrikanisches Pils mit ganz ungewöhnlichem Getreide

Südafrika gilt schon seit einiger Zeit als spannendes Craftbier-Land. Leider musste ich meine Einladung zum diesjährigen „African Beer Cup“ in Kapstadt absagen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass mein Bier-Buddy Tibor Kantor mir das „Sorghum Pilsner“ von Tolokazi Craft Beer mitbrachte.

Die Brauerei wurde 2019 von Apiwe Nxusani-Mawela, die auch Vorsitzende und Vorstand in mehreren Bier-Verbänden in Afrika ist, im Westen von Johannesburg gegründet. Der Name der Braustätte bezieht sich auf den Stamm „Tolo“, dem die Bierfrau angehört. Tolokazi nennt man die Frauen des Clans. Sie und ihr Team setzen bei den Bieren auf Zutaten ausschließlich aus Südafrika.

So ist das fünfprozentige Pilsner mit Sorghum, einem Spelzgetreide aus der Familie der Süßgräser, gebraut. In einem trüben Goldgelb zeigt sich das Bier im Glas, ein feinporiger, schneeweißer Schaum liegt oben auf. Im Duft zeigt sich das Pils malzig, kräuterartig, erdig und etwas brotig. Auf der Zunge breitet es sich vollmundig-prickelnd mit einer leichten Malzsüße und würzig-kräuterartigen Noten aus. Hinzu kommt ein individuelles Malzaroma, dass erst etwas staubig wirkt, dann aber in Anklänge von Weißbrot übergeht. Im Finish verabschiedet sich das Pils mit einer runden und angenehmen Bittere.

Fazit: Ein total interessantes Bier! Der Pils-Charakter ist zwar erkennbar, aber neben dem typischen Geschmack zeigt sich ein ungewöhnliches Aroma. Vermutlich sind das die Noten des Sorghums, die ich bisher noch nicht kannte. Genau das ist für mich das Spannende an diesem Trunk. Für Craft-Fans wieder mal ein Beweis: In jedem Land gibt es individuelle Biere zu entdecken. Hoffentlich schaffe ich es eines Tages mal nach Südafrika, um noch mehr Sude von dort zu entdecken. Tausend Dank noch mal an Tibor!