The BossHoss: Harte Cowboys, schlappes Bier

Ein Trip in die Glitzerwelt der Marketingbiere ist wie ein Ausflug ins Disney-Wunderland: große Show, bunte Fassade, lautes Tamtam – viel versprochen, wenig gehalten

Foto: Mareike Hasenbeck
Foto: Mareike Hasenbeck

OK, eines vorweg: BossHoss ist eine coole Stimmungsband und das neue Album finde ich – fernab jeglicher Cowboy-Romantik – wirklich in Ordnung. Weniger rockig finde ich das BossHoss-Bier, das parallel zur neuen CD als „eigenes Tour- und Kneipenerprobtes, edles, DLG-prämiertes Premium-Pils mit Hallertauer Aromahopfen“ angeboten wird. Seit Oktober kann sich der geneigte BossHoss-Fan einen Karton mit 24x 0,33l Flaschen unter www.bosshoss-beer.com per online ordern. Das Paket kostet zwar nur 13,99 Euro, aber mit Pfand und Versandkostenpauschale kommt man gleich auf über 21 Euro.

Da stellt man sich dann doch die Frage: Ist der Preis für dieses Bier wirklich gerechtfertigt? Immerhin heißt es in den vollmundigen Ankündigungen, dieses Pils sei eine „ ausgewogene Symphonie aus wertvollen Rohstoffen und hochwertigem Hopfen mit einem feinherben und harmonischen Aroma – frisch, spritzig und prickelnd“. Solche Versprechen lassen jeden Bier-Aficionado in hohen Erwartungen schwelgen. Christian Flender, Braumeister der Eschweger Klosterbrauerei, der das Bier für BossHoss braut kommt dann auch leicht ins Schwärmen: „Alles in allem stimmt die Chemie. Die Band mit ihrem authentischen Stil passt zu uns“. Und Alec „Boss Burns“ Völkel legt gleich nach: „Wir sind Macher – also haben wir nicht lange gefackelt und mit der Klosterbrauerei Eschwege ein Hammer-Bier an den Start gebracht“.

Foto: BossHoss
Foto: BossHoss

Aber was ist das für ein Bier – hält es auch das, was seine Protagonisten versprechen? Braumeister Christian Flenders verriet mir am Telefon die Zutaten: Brauwasser (aha!), Hallertauer Tradition in Form von Pellets und Hopfenextrakt, Pilsener- und helles Karamellmalz. Immerhin gibt er zu, dass der Hopfen nur dezent im Hintergrund steht. In anderen Medien betitelt Flenders das Pils als „frisches, spritziges, prickelndes Bier mit der besonderen BossHoss-Note“. Aber was ist die besondere BossHoss-Note?

 

Feiner Hopfens Verkostung

Jetzt würde ich gerne zu meinen Eindrücken des hoch gepriesenen „Cowboy-Pils“ kommen. Ich weiß nicht welcher Teufel mich geritten hat, eine ganze Kiste zu bestellen. Das Sixer gab es online noch nicht und die angekündigten Packs konnte ich in ganz München nicht auftreiben.

Das schwarze Etiketten-Design mit den prägnanten Büffelhörnern dürfte jeden Country-Fan wohl echt anmachen. Optisch liegt das Pils hellgold mit wenig Schaum im Glas – natürlich filtriert. In der Nase schwirrte – beinahe unbemerkt – eine dezente Malznote herum, die mich ehrlich gesagt nicht besonders neugierig auf den Geschmack machte. Aber ich habe es schließlich doch getrunken. Puh! Nach all den prickelnden Ankündigungen bin ich erst einmal enttäuscht. Der BossHoss-Gerstensaft unterscheidet sich im Aroma nicht wirklich von all den anderen TV-Allerweltsbieren. Allerdings sind Jever & Co. deutlich herber. Vom Hopfen schmecke ich hier nicht viel. Hallertauer Tradition ist eigentlich bekannt für sein sehr feines, mildes, beinahe süßliches Aroma mit einer leichten Würze. Das lässt sich hier nur dezent erkennen. Mehr Pellets oder Dolden hätten sicher für eine schöne Note gesorgt. Dominierend breitet sich eine Malzsüße im Mund aus – nicht unbedingt typisch für ein attraktives Pils. Bittere? Im Abgang ist sie kaum wahrnehmbar. Ein leider echt lasches Pils. Schade BossHoss, es hätte ein Bier werden können, wie man es heute tatsächlich in „Cowboyland“ gern trinkt….ein IPA aus dem wilden Westen.

Alec Völkl sagt, eine Band brauche auch ein Bier auf der Bühne. Das kann ich als begeisterte Konzertbesucherin durchaus nachvollziehen. Verschwitzt mit guter Rock-Musik, da braucht man einfach ein kühles Bier – Geschmack nicht so relevant. Dafür eignet sich das BossHoss Bier sicherlich: Als Durstlöscher. Als langjährige Festival-Besucherin könnte ich es mir auch gut auf einem Open-Air bei heißen Temperaturen vorstellen. Dafür müsste es aber in Dosen abgefüllt werden, weil Flaschen auf diesen Events meist nicht erlaubt sind.

Mein ganz persönliches Fazit: Der Titel des neuen BossHoss-Albums „Flames Of Fame – Flammen des Ruhm“ passt nicht unbedingt zu diesem Bier. Mit Ruhm hat sich bei diesem Gerstensaft niemand so recht bekleckert. Von den Berliner Urban Cowboys hätte ich mir in Sachen Bier echt mehr erwartet. Wer sich hierzulande mit amerikanischer Volksmusik beschäftigt, könnte sich auch etwas an dem Bier orientieren, das heute im Land der Indianer und Kuhjungen mit einer unglaublichen Aromenvielfalt für Furore sorgt.

7 Gedanken zu “The BossHoss: Harte Cowboys, schlappes Bier

  1. Vor Allem die Chance vertan, ne ordentliches IPA in Dosen (zb mit Fritz Wülfing zusammen) einzubrauen. Wir und die Band hätte wirklich hervorragendes „Western“-Bier mit Charakter und Fritz ordentlich Kohle für weitere Biere … Jemand sollte den Kontakt herstellen! 😀

  2. Das Maiden-Bier ist ganz ok, kann man trinken. Gibt bessere Pale Ales, aber auch schon weitaus schlechtere getrunken.
    Abraten kann ich komplett vom Bastards Lager von Motörhead. Die machen so geile Musik, da ist mir deren Bier echt ein Rätsel.
    Die zwei sind aber auch die einzigsten Band-Biere die ich in die Hand nehme.

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