Braukunst Live 2013: Meine Reise durch das Bierwunderland

Tolle Leute, super Biere und tropische Temperaturen. Der erste Tag auf der Braukunst Live in München war turbulent und feuchtfröhlich. Hier nun – mit etwas Verspätung – meine Eindrücke und Erlebnisse vom Bier-Sommelier-Crash-Kurs und Presserundgang bis zu vielen Fachgesprächen.

Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck

München bei frühlingshaften 13 Grad. Die Sonne scheint. Es ist Freitag, der achte März, kurz vor 16 Uhr. Vor dem Eingangstor des MVG-Museums in der Ständlerstraße tummeln sich zahlreiche Besucher. Alle wollen endlich zu dem Bierfestival „Braukunst Live“. Zur vollen Stunde öffnen sich die Pforten zu den heiligen Hallen.

Die Braukunst Live ist das erste Bierfestival in der Größe und Vielfalt in Deutschland. Über 80 Brauereien haben ihre Biere im Gepäck und die Gäste können zwischen 300 und 400 Bieren probieren. Ob da alle nüchtern wieder heraus kommen? Im Mittelpunkt stehen Craftbiere – handwerklich gebraut mit ausgewählten Rohstoffen. Die Hälfte der Aussteller kommt aus dem Freistaat, die anderen Braustätten nahmen weite Reisen von Italien, Dänemark und Belgien sowie Österreich und den angelsächsischen Ländern auf sich.

Mein erster Tag beginnt mit dem Pressrundgang. Es dauert jedoch einige Zeit, bis dieser endlich los geht. Auch die Leute am Eingang warten auf ein Startsignal, sind aber trotz allem sichtlich guter Laune. Erst mal in der Halle, bekommt jeder einen Teku-Pokal mit der Aufschrift „Braukunst Live“ – sozusagen als Gedächtnisstütze, damit sich alle noch daran erinnern können, wo sie am Vortag gewesen sind? Die zehn Verköstigungsmarken zum Preis von fünf Euro sollen die Lust auf den Thekenwalzer noch anheizen – nicht jeder wird das durchstehen.

Schon so mancher Journalistenkollege verlässt rotgesichtig und mit glasigem Blick vorzeitig die Braukunst-Halle. Aber erst mal begrüßt Veranstalter Frank Böer seine Mediengäste. Er will geduzt werden, denn Bier sei nicht die richtige Kultur für ein kaltes SIE. Böer macht den Journalisten erst einmal klar, dass die ausgestellten Biere kein Hype, sondern ein wirklicher Trend seien. Langsam sammeln sich auch weitere Besucher in der Halle und strömen mit durstigen Kehlen an die Stände.

Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck

Wir marschieren jedenfalls zuerst an den Stand von Schneider Weisse, einem der Sponsoren des Bierfestivals. Dort gibt es das erste Bier zum Probieren. Ein Kristall Weißbier mit Holler Sirup. Lecker, aber warum muss man Bier mit Sirup mischen? Dann ein paar Schritte weiter zu Pilsener Urquell. Dort erzählte der Geschäftsleiter Frank Höhler, dass es bei Bier um Leidenschaft gehe. Ja, aber trotzdem ist das tschechische Pils nicht gerade ein handgefertigtes Craft-Bier. Als nächstes steuern wir den Stand von Hofbräu an. Dort probieren die Journalisten begeistert den „Eiskalt gehopften Hallodri“, exklusiv für’s Festival gebraut. Ein unfiltriertes Spezialbier mit Mandarina Bavaria Hopfen. Mir schmeckt er aber etwas zu grasig, deswegen halte ich mich hier etwas zurück. Angesichts weiterer Proben ist das sicherlich besser, denn einige Journalistenkollegen beginnen – wohl nicht nur wegen der wenigen Schlückchen – mittlerweile wegen der brütenden Hitze wie Leuchttürme zu glühen. Dem ein oder anderen stehen sogar schon erste Schweißperlen auf der Stirn.

Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck

Vorletzter Anlaufpunkt des Pressrundgangs für mich ist die Brauerei Camba Bavaria. Draußen dämmert es bereits. Hier probieren wir das „Dettl Fire“. Ein karamelliges Dunkles mit acht Prozent Alkohol. Lecker! Letztlich gehe ich mit zur Barth-Haas-Gruppe – weltweit größter Hopfenproduzent. Ich komme mir fast schon vor wie bei einer Reiseveranstaltung. Dort erzählt Marketing Manager Akis Trouboukis überzeugt, dass „der Hopfen die Seele des Bieres ist“. Hier kann man sich verschiedene Hopfensorten ansehen, riechen und anfassen – eine wirklich gute Idee, den Konsumenten den Rohstoff edler Craft-Produkte näher zu bringen.

Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck

Die Gruppe tingelt weiter zu einem Vortrag. Währenddessen suche ich verzweifelt den Raum, wo in ein paar Minuten der Bier-Sommelier-Crash-Kurs von Neumarkter Lammsbräu anfängt. Wer fragt, der führt. Ich habe es gefunden. Zu Beginn begrüßt die Chefin Susanne Horn die Gäste, dann verrät Biersommelier Heinz Kühnlein, auf was beim Bier zu achten ist. Klar: Farbe, Geruch und Geschmack. Wie bei gutem Wein. In dem relativ kleinen Raum, in dem eine große Ansammlung von Festival-Gläsern stehen, probieren wir Lammsbräu Pils, helles Weißbier, ein Dunkles und den 1628 Weizen-Bock. Aromen von Banane, Aprikose, Karamell und Kaffee bringen einige Teilnehmer des Crash-Kurses in höchste Verzückung. Unkundige Teilnehmer können es kaum fassen, was Bier für Aromen freisetzen kann. Zum Abschluss gibt es eine Blindverkostung. Dunkle Gläser, damit niemand die Farbe des Bieres sehen kann. Man soll erkennen, ob es sich um unter- oder obergärig, Zitrus- oder Schokoladengeschmack oder sogar um ein Alkoholfreies handelt. Bis auf ein Bier liege ich in allen Punkten richtig. Nur beim Alkoholfreien hatte ich versagt.

Foto: Mareike Hasenbeck
Foto: Mareike Hasenbeck

Nach diesem Spektakel schlendere ich noch ein bisschen auf der Braukunst herum. Ich spüre zwar schon etwas den Alkohol, habe mir aber angewöhnt, die Edelbiere nur in homöopathischen Dosierungen zu verkosten. Ich erkenne das ein oder andere Gesicht, mit dem ich mich auf der Braukunst treffen wollte. Also steuere ich zuerst den Stand von Thomas Wachno (Hopfenstopfer), Alexander Himburg (BrauKunstKeller) und Thorsten Schoppe (Schoppe Bräu) an. Super Typen, super Bier! Bald gibt’s mehr davon auf meinem Blog.

Foto: Elena Hasenbeck
Foto: Elena Hasenbeck

Ein paar Meter weiter läuft mir Matthias Stephan Ebner von der Technischen Universität München in Weihenstephan über den Weg. Er nimmt mich gleich mit zum Stand und schenkt mir das „Rötling“ der Studenten des Innovationswettbewerbs ein. Ein Red-Ale mit knapp sechs Prozent Alkohol. Matthias erzählt mir von dem Wettbewerb, bei dem die Brauwesen-Studenten ihre eigenen Biere brauen. Eine Jury entscheidet dann welches das Beste ist. So haben die Nachwuchsbrauer die Möglichkeit sich voll und ganz auszutoben und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. „Der Edelbiertrend hat in den letzten Jahren brutal durchgeschlagen“, freut sich Matthias, „die Leute wollen fernab der Massenbiere wieder neue Geschmackserfahrungen sammeln. Das erlaubt uns verrückte Sachen zu machen.“ Erst vor ein paar Jahren hätten sich die Studenten getraut IPAs zu brauen. Natürlich nach deutschem Reinheitsgebot. „Die fünfte und wichtigste Zutat ist die Liebe zum Bier“, sagt Matthias und nimmt einen kräftigen Schluck aus seinem Glas.

Nicht vergessen möchte ich meine Begegnung mit den Hamburger Gerstenengeln (Barley’s Angels Deutschland). Mitgründerin Esther Isaak de Schmidt-Bohländer empfängt mich sehr herzlich am Stand mit einer kräftigen Umarmung. Und was machen jetzt Frauen hier auf einem Bierfestival werden sich viele fragen? Die Gerstenengel sind ein Verein, eine Gruppe von starken Mädels, die auch anderen Frauen klar machen wollen, wie lecker Bier sein kann. Gerade IPAs seien geschmacklich etwas für Frauen, sagt Barley-Sister Esther. In Hamburg betreibt sie einen Biershop namens „Bierland“ mit 250 Sorten, davon die meisten Edelbiere. Dort kann man probieren, sich informieren und kaufen. Weiter so, bei uns in München, in der angeblichen Hauptstadt des Bieres, gibt es so etwas jedenfalls noch nicht! Unfassbar, aber wahr, wir müssen hier – mit Ausnahme beschränkter Braufactum-Angebote bei Edeka – noch jede Flasche aus dem Internet bestellen. Hoffentlich wird sich das bald ändern.

Foto: Elena Hasenbeck
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